wohndesigners

Dieter Rams gewidmet

Wie kaum ein anderer prägt Dieter Rams die Designszene. Mit einer Ausstellung zeigt das Vitra Design Museum das Werk des Designers.

 

Dieter Rams und seinem Werk widmet sich das Vitra Design Museum mit einer aktuellen Ausstellung. Foto: Michael Kretzer

Dem renommierten Designer Dieter Rams und seinem Werk widmet sich das Vitra Design Museum mit einer aktuellen Ausstellung „Dieter Rams. Modular World“. Foto: Michael Kretzer

Seine Entwürfe sind legendär, seine zehn „Thesen zum Design“ ebenso und heute aktueller denn je: Dieter Rams ist einer der einflussreichsten deutschen Designer der letzten Jahrzehnte. Eine Vielzahl von Kreationen entfloss der Feder des 1932 geborenen kreativen Tausendsassas, dessen insbesondere für die Firma Braun entworfenen Produkten für Furore sorgten und zu Klassikern, ja Ikonen wurden. Dem Design hat er sich verschrieben, genauso wie das Vitra Design Musum, das bis 12. März 2017 im neu eröffneten Vitra Schaudepot eine Ausstellung über Rams‘ Werk präsentiert. Unter dem Titel „Dieter Rams. Modular World“ zeigt der Designhotspot in Weil am Rhein eine Auswahl der von Rams entworfenen Möbel und Elektrogeräte, darunter Schlüsselwerke wie der Schneewittchensarg und das Regalsystem 606.

 

Design-Denke für heute, morgen, übermorgen

Die Schau dreht sich um den Designer und Schlüsselwerke wie das Regalsystem 606 für Vitsoe (ca 1971-75), Foto: Ingeborg Kracht Rams/ © Vitsoe/Foto: Ingeborg Kracht Rams

Die Schau dreht sich um den Designer und Schlüsselwerke wie das Regalsystem 606 für Vitsoe (ca 1971-75), Foto: Ingeborg Kracht Rams/ © Vitsoe/Foto: Ingeborg Kracht Rams

Waren seine Kreationen stets Vorreiter ihrer Zeit, ist auch die Schau eine echte Premiere: „Dieter Rams. Modular World“ ist die erste Ausstellung, die vor allem Rams‘ Möbelentwürfe in den Blick nimmt. Dabei wird deutlich, wie eng diese Entwürfe mit seiner Gestaltungsphilosophie verbunden sind. Deren Essenz – Einfachheit, Ehrlichkeit, Zeitlosigkeit – fasste der renommierte Designer in seinen »Zehn Thesen zum Design« zusammen, die er ab den 1970er Jahren entwickelte und die bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren haben. So schrieb er unter anderem: „Gutes Design ist langlebig. Es hat nichts Modisches, das schnell veraltet wirkt. Damit unterscheiden sich gut gestaltete Produkte tiefgreifend von kurzlebigen Trivial-Produkten einer Wegwerfgesellschaft, für die es heute keine Berechtigung mehr gibt“. Ausgangspunkt dieser Überlegungen war also eine grundsätzliche Konsumkritik, die Rams veranlasste, neue Ziele für den Umgang mit Design zu formulieren – und dies lange bevor Nachhaltigkeit zum Modewort wurde.

 

Gutes Design ist…

Legendär wie seine zehn Thesen zu gutem Design sind Rams Kreationen wie das Sesselprogramm 620 (RZ 62). © Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Legendär wie seine zehn Thesen zu gutem Design sind Rams Kreationen wie das Sesselprogramm 620 (RZ 62). © Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Freilich stelle Rams neben dieser auch noch neun weitere Thesen auf, was „gutes Design“ sei – neben langlebig reichen diese dabei von innovativ, ästhetisch, unaufdringlich, ehrlich und umweltfreundlich, über konsequent bis ins letzte Detail und so wenig Design wie möglich, bis dahin gehend, dass gutes Design ein Produkt brauchbar und verständlich mache. Ausführlich beschrieben und nachzulesen in Dieter Rams „Weniger, aber besser. Less but better“ (1995) setzte er damit ein klares, vielbeachtetes und bis heute wirkendes Statement.

 

Jedes Stück „ein Welt- und Lebensentwurf“

Verlieh er seinen Gedanken damit eindrucksvoll Nachdruck, können Rams‘ Thesen auch zum Verständnis seiner vielfältigen gestalterischen Arbeit herangezogen werden.

Eine Vielzahl von Kreationen entflossen Dieter Rams Designfeder - wie das Sesselprogramm 601/02 (RZ 60). Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Eine Vielzahl von Kreationen entflossen Dieter Rams Designfeder – wie das Sesselprogramm 601/02 (RZ 60). Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Von 1955 bis 1997 war er für das Produktdesign der Firma Braun verantwortlich. Hier entstanden die legendären Elektrogeräte, die in den letzten Jahren immer wieder als Anregung für das Design der Apple-Produkte angeführt wurden. Weniger bekannt ist, dass Rams bereits ab 1957 auch Möbel entwickelte. Dabei arbeitete er vor allem mit der Firma Vitsoe zusammen, die seine Entwürfe bis heute herstellt. Wie wichtig ihm seine Möbel waren, erläuterte Rams so: „Vielleicht noch unmittelbarer als die Braun Geräte sind die Möbel entstanden aus einer Vorstellung davon, wie die Welt ›eingerichtet‹ sein und wie Menschen in dieser artifiziellen Umwelt leben sollten. Jedes Möbelstück ist in diesem Sinne auch ein Welt- und Lebensentwurf.“

 

Minimalismus mit Plus

Rams‘ Möbelstücke beeindrucken bis heute, u.a. der Beistelltisch 621. Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Rams‘ Möbelstücke beeindrucken bis heute, u.a. der Beistelltisch 621. Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Rams‘ Entwürfe sind gekennzeichnet durch Reduktion und Schlichtheit, gemäß seiner Maxime „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“. Dabei geht es ihm weniger um Askese, sondern um ästhetische Nachhaltigkeit. Seine Regale, Stühle, Sessel und Tische sind so funktional und neutral gestaltet, dass sie variabel einsetzbar sind – ob in Wohnzimmer, Küche, Büro oder öffentlichen Räumen – und auch Jahrzehnte später nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Zugleich sind viele der Möbel als modulare Systeme konzipiert, die sich mit dem Leben der Benutzer verändern können.
Beispielsweise wird das berühmte Regalsystem 606 seit 1960 kontinuierlich hergestellt, und es ist möglich, Module aus der heutigen Produktion mit einem Regal aus den 1960ern zu kombinieren. Der Sessel 620 wiederum kann als Ein-, Zwei- oder Dreisitzer mit unterschiedlichen Seiten- und Rückenlehnen ausgestattet werden.

Raffinierter Minimalismus charakterisiert Rams‘ Entwürfe wie das Stapelprogramm 740 charakterisieren. Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Raffinierter Minimalismus charakterisiert Rams‘ Entwürfe wie das Stapelprogramm 740. Foto: Christoph Sagel/ © APPEL DESIGN GALLERY, Berlin

Und das System 740, einer von Rams‘ am wenigsten bekannten Entwürfen, basiert auf runden, stapelbaren Elementen, die von japanischen Sitzmatten inspiriert sind – eine noch heute bestechend klare Entwurfsidee.

 

Prädikat: Sehenswert

Die Liste an raffinierten Kreationen ist lang und bei aller Vielfalt ist ihnen eine gemeinsam: Mit ihrer Zeitlosigkeit sind Rams‘ Entwürfe Musterbeispiele für nachhaltiges Gestalten und beeinflussen Designer bis heute. Die Ausstellung „Dieter Rams. Modular World“ im Vitra Schaudepot gibt einen spannenden, tiefen Einblick in die besondere Designwelt der Koryphäe. Ergänzt wird die Schau durch historisches Bildmaterial und ein Video-Interview, in dem Rams seine Gestaltungsphilosophie erläutert, dazu locken – wie der Website zu entnehmen ist – weitere Highlights wie die Mittwochsmatinee am 25. Jänner, bei der Kuratorin Heng Thi durch die Ausstellung führt, und am 9. März 2017 ein Talk mit Mark Adams von Vitsoe – natürlich über Design.

 

www.design-museum.de

 


WOHNDESIGNERS Klick-Tipps


 

Folgen

Holen Sie sich jeden neuen Post in Ihren Posteingang

Zur Bestätigung der Anmeldung wird Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungs-Link zugeschickt. Mit der Anmeldung Registrieren sie sich auch auf wordpress.com. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.

Trete anderen Anhängern bei: