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TREND SALONE DEL MOBILE wohndesigners 11 Rolle rückwärts Zeit der Begegnung. Wo das Eine aufhört, beginnt das Andere. Ein Kreislauf, der wie ein Perpetuum Mobile niemals stillsteht. In der Möbelbranche geben sich Trends und Stilrichtungen die Klinke in die Hand auf der Suche nach gemeinsamen oder doch getrennten Wegen. Der Ausflug in die Vergangenheit wird zum Motor für die Zukunft, und die Gegenwart bleibt eine Momentaufnahme wie der Besuch auf der größten Möbelmesse der Welt. Name: Screen System. Designer: GamFratesi. Hersteller: Cappellini. www.cappellini.it Ja, es ist tatsächlich wahr: Die Stimmung war so gut wie schon lange nicht mehr, und das lag nicht allein an der meteorologischen Begünstigung, die die Jagd nach Neuheiten in den riesigen Messehallen deutlich erleichterte. Trotz markanten Rückgangs der Besucherzahlen um 4,5 Prozent im Vergleich zum Messedoppel Salone del Mobile & Euroluce vor zwei Jahren war emsiges Treiben wahrzunehmen. Und es muss auch klar sein, dass der Markt gesättigt und daher ein ständig anhaltendes Emporklettern der Zahlen unrealistisch ist, nicht zuletzt durch die Verschiebungen der Märkte Richtung Russland und China, die bereits ihre eigenen Ausgaben des Salones veranstalten. Fachchinesisch. Deren Präsenz auf der Messe ist unaufhaltsam gewachsen, begleitet von mehr Besuch aus Übersee, dem arabischen Raum und Indien. Sanktionen scheinen hier keine Hürde zu sein. Die kritische Frage ist eher umgekehrt: In wieweit sind die europäischen Hersteller bereit, sich den Vorlieben potenter Zukunftsmärkte anzupassen, vielleicht sogar zu unterwerfen, und den unvergleichlichen Stil europäischen Designs, weswegen genau diese neue Klientel nach Europa kommt, hintanzustellen oder gar über Bord zu werfen? An dieser Stelle bekommt der Glanz der Laune aufgrund voller Auftragsbücher einen leichten Schatten, ist doch die eigentliche Identitätskrise, wohin der Weg des Designs überhaupt führen soll, noch nicht ausgestanden. Schon läuft man Gefahr, sich in das nächste Dilemma hinein zu manövrieren. Rückschritt als Fortschritt. Doch schweifen wir nicht ab und unterhalten uns lieber über Dinge, die das Auge erfreuten. Da das Schlagwort „Retro“ schon ein wenig nervt, hat man einen Gang zurück geschalten und versucht sich jetzt - und das ist einigen sehr gut gelungen - den Designvorbildern mit frechen Neuansätzen zu nähern. Alte Techniken für Flechtwerk, Bugholz, Glasverarbeitung und Stickerei werden in neue Formen gebracht. Die sympathische Wirkung des Zufälligen stellt sich ein, hat man doch schon längst verstanden, dass das Museal-Perfekte dem Patchwork als neue Lebenseinstellung längst weichen musste. Zufällig hingeworfene Kissen, dazwischen ein paar Ready-Mades, die wie improvisiert wirken, es aber nicht sind, beherrschen das Bild von liebevoll und sorgfältig zusammengestellten Szenerien, die den charmanten Flair eines Antiquitätenmarktes in sich tragen. Materialien wie schwerer Samt und leichte Konstruktionen tragen zu diesem bunten, fröhlichen Potpourri ebenso bei wie zum Beispiel Objekte wie der von der Decke herabhängende Fächer oder der Beistelltisch mit Wiener Geflecht. Und Holz spielt dabei fast immer die Hauptrolle. Name: New York Bergère. Designer: Sergio Bicego. Hersteller: Saba Italia. www.sabaitalia.it


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