Das Designbüro Mirror Interior mit Sitz in Wien und Zürich ist schon über einige Jahre mit dem auf 1.800 Metern Seehöhe gelegenen Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe in Kärnten verbunden. Das Knowhow und das Fingerspitzengefühl von Sabine Kreuzspiegl und ihrem Partner Thomas Satek ist hier mehr als gefragt. Das 1934 errichtete Hotel, kontinuierlich von der Besitzerfamilie Leeb selbst geführt, erfuhr in den schon bald acht Jahrzehnten seiner Geschichte immer wieder Erweiterungen und Adaptierungen mit den unterschiedlichsten Ausprägungen. Vom Großen ins Kleine Im Rahmen eines mittelfristigen neuen Generalkonzeptes wurde Mirror Interior zunächst mit der behutsamen Umgestaltung der Bereiche Rezeption, Kaminhalle, Spielzimmer, Bibliothek - das so genannte Wort-Reich - und einem großen Teil der Zimmer im Stammgebäude betraut. Bereits in den 1960er Jahren in modernem Alpenstil ausgestattet, ließen die Interiordesigner die einzelnen Zonen behutsam zu einer neuen Blüte herangedeihen, indem sie das Gewachsene mit qualitätsvollen Ausstattungselementen und hochwertiger Möblierung bereicherten. Dazu in Harmonie stehend wurden zeitgemäße Formen, frische Farben und Textilien wie auch die Beleuchtung ergänzt. Im Zentrum der Gestaltung stehen stets ausgesuchte Materialien wie Holz, Eisen und Stein, aber auch Loden und Wolle kommen in Form von exklusiven Dessins zum Einsatz. Die Eigenständigkeit des Ortes Die jüngste Etappe der Umgestaltung bildete nun vergangenen Frühling die Neuausstattung von weiteren 33 Gästezimmern im Stammgebäude. Wie auch bei der Gestaltung der Kaminhalle und des Wort-Reichs haben sich die Interiordesigner vom Hochschober aus dem 1930er Jahren inspirieren lassen. Schon damals gab es hier eine gekonnte Mischung aus schlicht-moderner Formensprache und liebevoll ausgewählten Details. Für die Neugestaltung der Zimmer wurde dieser Geist aufgegriffen, umgesetzt mit dem Vokabular eines ländlich-alpinen Stils und Materialien, die sich durch ihre Struktur auszeichnen wie raues Holz, Wolle und Leinenstoffe sowie Schmiedeisen und geschlagener Stein. Dabei wurde darauf geachtet, dass Handwerker aus der Region beschäftigt wurden, die die maßgeschneiderten, individuellen Entwürfe realisierten: Die schmiedeiserne Nachttischleuchte, das Nachtkästchen mit dem Buttermodel-Motiv bis hin zum privaten aufklappbaren Sekretär. Die Idee zu dessen rot gebeiztem Innenleben stammt von historischen Bauernschränken, die außen wie innen farbig sind. In den Schablonenmalereien der Gänge, in den Dessins der Teppiche und auch in der Dekor-Collage der Papierkörbe finden sich Sgraffito-Motive. Sonst sind die Möbelstücke in den Zimmern eher zurückhaltend. Gebürstete, gekalkte, vor allem aber stark strukturierte Wurzeleiche wird begleitet von Sand- und Naturtönen an Decke, Wand und Boden, zum Teil ausgekleidet mit Schafwollteppichen, zum Teil mit Dielenböden aus Eiche. Wasser und Stein Rustikal-elegant geht es auch im Bad zu. Das Interieur knüpft mit den strukturierten Oberflächen, den gebrochenen Steinkanten und den Bronze- Appliken harmonisch an den Einrichtungsstil des Wohn- und Schlafbereichs an. Die Waschtische stammen aus der Feder von Mirror Interior, ebenso wie die Leuchten mit Bronzesockel, die den Spiegel wie Fackeln beleuchten. Die Wände sind mit rauem hellem und dunklem Kunststein belegt, der über der Badewanne wie geschlagener Schiefer anmutet. Gutes Händchen Besonders ins Auge sticht das von Sabine Kreuzspiegl eigens entworfene Textildesign. In einigen Zimmern dominiert natürliches Rot, in den anderen Grün - bei beiden wurden Muster eingesetzt, die von gotischen Formen inspiriert sind. Ausgangspunkt des gesamten Farbkonzeptes waren die pflanzlich gefärbten Garne der Wandbehänge über dem Bett. Auch sie verstehen sich als historisches Zitat. Sämtliche Stoffe wurden von einer Gollinger Weberei hergestellt. Dementsprechend konnten die Farbtöne - auch die der Bettdek-ken, der Schlusskanten der Leinenvorhänge und die der Sitzmöbel - exakt aufeinander abgestimmt werden. „Wir haben die neuen Zimmer mittlerweile selbst bewohnt und alles noch einmal kritisch unter die Lupe genommen. Mit unserem Cuvée sind wir sehr zufrieden. Vor allem freuen wir uns über die vielen positiven Resonanzen“, blickt Sabine Kreuzspiegl mit gutem Gefühl zurück. Fotografie: Thomas Satek | © Mirror Interior WOHNDESIGNERS I 02 Geschichtsträchtig. Das rot gebeizte Innenleben des Sekretärs nimmt gestalterische Anleihe bei historischen Bauernschränken. Heimelig. Die Textildessins wurden von Sabine Kreuzspiegl selbst entworfen. Wie echt. Der dunkle und helle Kunststein im Bad wirkt wie geschlagener Schiefer. Natürliche Schönheit. In den Räumen dominiert die Natürlichkeit mit Schafwolle, Leinen, Holz und Eichendielen. Koordinaten Mirror Interior Kreuzspiegl GmbH Rechte Bahngasse 30-32 | A-1030 Wien Telefon +43-(0)1-513 93 37 Email office@mirrorinterior.at Web www.mirrorinterior.at Hotel Hochschober Turracher Höhe 5 | A-9565 Turracher Höhe Web www.hochschober.com O
WOHNDESIGNERS 2/2013
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