Page 32

WD 6_7_2014

32 wohndesigners Schicker Schuber. Der Doppelband ist auch zusam-mengeklappt für die Bibiliothek eine optische Bereicherung. © Taschen Zu früh gegangen. Der österreichische Architekt Hans Hollein hat immer schon mit seinen Arbeiten Menschen inspiriert und verführt. Er hat nicht nur seine Studenten in seinen Bann gezogen, sondern eine ganze Nation dazu gebracht, mehr über den Sinn von guter Architektur nachzudenken. Er zählt zu den großen Österreichern, die es zu internationaler Anerkennung brachten: Der 1934 in Wien geborene Hans Hollein ließ sich sein ganzes Leben lang in keine Schubladen zwängen. Er war es, der mit nicht einmal 30 Jahren auf sich aufmerksam machte, in dem er die große Entscheidung über die Form in die Hände des Menschen legte und sich vom Prinzip „Form follows function“ distanzierte. Über den Tellerrand hinaus Hans Hollein dachte weiter als andere und verknüpfte die Dinge miteinander, indem er sie in einer Art Dialog miteinander verwickelte. Eine Ausstellung war etwa nicht nur ein Parcours gesäumt von schönen Dingen, sondern brachte die intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Kontext mit sich. Das sich einander naheliegende Dinge stets berühren müssen, war für ihn auch als Architekt klar: Architektur ist ein Gesamtkunstwerk, bei dem alle Sparten ineinander greifen müssen wie Zahnräder. Architektur bewegt In den fünfzig Jahren seines Schaffens gelang es ihm, der Architektur einen Mehrwert zu geben wie zum Beispiel die Kraft, etwas zu kommunizieren, oder als wesentliche Komponente sozialer Prozesse zu fungieren. Ein Ansatz und eine Botschaft, die weltweit verstanden wurden: Als Krönung für sein Werk wurde Hans Hollein 1985 der Pritzker Prize überreicht, der Oscar der Architekturwelt. Ein Name, der bleibt „Wir müssen die Architektur vom Bauen befreien“, sagte Hans Hollein einmal. Er gilt als Pionier der Postmoderne. Nun wird ihm, anlässlich seines Todes, eine große Retrospektive aus neuen berührenden Blickwinkeln im Wiener Museum für Angewandte Kunst gewidmet, unter anderem mit Fotografien von Aglaia Konrad und Armin Linke. Die Ausstellung „Hollein“ ist bis 05. Oktober 2014 zu sehen. www.mak.at 720 Seiten Einblicke. Das neue Jubiläums-Druck-werk von Taschen versteht sich als internationale Kollektion aus allen Stilrichtungen. © Ricardo Labougle Durch und durch Architekt. Hans Hollein, fotografiert von Vera Eisler. Mit Leib und Seele WISSENWERT Nicht weniger als 100 herausragende Beispiele faszinierender Raumgestaltung, verteilt auf sechs Konti-nente, präsentiert der Taschen Verlag in seiner Taschen-25-Jubiläumsausgabe „100 Interiors around the world. So wohnt die Welt.“. Es handelt sich dabei um ein Sammelwerk als Doppelband, das den Bogen sehr weit spannt: Vom urbanen Apartment bis zur ländlichen Eklektik, alles private Refugien, in denen ganz klar der Individualismus die Hauptrolle spielt. Denn Trends hat sich hier niemand unterworfen. Das breitgefächerte Spektrum privater Stilwelten und zeitgenössischen Wohnens wurde von namhaften Fotografen ins Szene gesetzt. Einen besonderen Schwerpunkt allerdings bilden Wohnungen, die Krea-tive für sich eingerichtet haben, zum Beispiel das Londoner Loft von Fotograf Simon Upton mit seinen Reisesouvenirs oder die hölzerne Nischenwelt des Architekten Yoshifumi Nakamura in Tokio. www.taschen.com So wohnt die Welt Weltreise im Buchformat. Designfans können jetzt auf dem Sofa sitzen bleiben, wenn sie sich aufmachen wollen, internationale Stilrichtungen kennenzulernen. Kunst und Künstler. Das Detail war seine Leidenschaft - hier das Kerzengeschäft Marius Retti, 1964 - 1965, fotografiert von Aglaia Konrad


WD 6_7_2014
To see the actual publication please follow the link above