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NACHGEFRAGT Nicht hochgestapelt. Für Accademia hat This Weber den Stuhl Scarlet entworfen, der mit und ohne Armlehnen erhältlich ist. © Accademia Nichts auszusetzen. Stuhl Lene für Crassevig mit leichten Schwüngen ist das Ergebnis einer intensiven Analyse von Proportionen und Dimensionen. © Crassevig wohndesigners 27 umsetzen könnte. Aber sich mit einem fertigen Produkt vorzustellen ist meistens enttäuschend, weil es sein kann, dass sie an etwas Ähnlichem mit einem viel bekannteren Designer arbeiten, oder so etwas schon probiert haben, was nicht funktioniert hat. Der umgekehrte Weg ist sicher der spannendere, nämlich jemanden so gut kennenzulernen und darüber zu reden, wie der jeweils andere über eine Idee denkt, um danach vielleicht gemeinsam etwas anzugehen. Andersherum mit etwas in der Hand voranzugehen, das ist sehr schwierig, obwohl es sicher auch ein guter Weg wäre. Sie haben beim leider verstorbenen und noch jungen Hannes Wettstein gearbeitet. Konnten Sie sich aus dieser Zeit etwas Wertvolles mitnehmen? Aus jeder Station nehme ich etwas mit. Die prägendste war aber wohl wirklich die mit Hannes Wettstein, auch weil er so eine unglaubliche Persönlichkeit war: Auf der einen Seite der liebe Kumpel, auf der anderen Seite der knallharte Chef. Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der einen so starken Willen hat. Das war beeindruckend und für mich prägend. Er trug verschiedene Systeme in sich: Einerseits wollte er das Systematische, und andererseits – wenn das nicht funktionierte – chaotisch sein. Es waren totale Gegensätze in einer Person, die den Umgang mit ihm aber sehr interessant gemacht haben. Für mich war es eine schöne Zeit. Sie haben uns Einblicke in Ihr Laboratorium gewährt. Dort gibt es eine beeindruckende Sammlung an alten Stücken und Modellen von Produkten, an denen Sie arbeiten. Sind Sie eigentlich der haptische Typ? Ich arbeite sowohl mit 3D-Programmen als auch mit Modellen und Rapid Prototyping. Wichtig ist, dass das Möbel in jeder Hinsicht gut ist und bezahlbar ist. Rapid Prototyping ist leider meistens zu teuer. Aber ich denke schon, dass ich der haptische Typ bin. Wenn es die technischen Möglichkeiten nicht gäbe, würde ich alles von Hand machen, was ich tatsächlich gerne tue. Alte Produkte inspirieren mich, und ich nehme sie gerne als Referenz, um zu wissen, wie bequem, wie breit, wie weich, wie hoch etc. Dinge, die es schon gibt, als Arbeitsreferenz zu nehmen, finde ich wichtig und aufregend, vor allem, wenn man sie berühren kann. Sie unterrichten an der Hochschule. Was möchten Sie Ihren Studenten mitgeben? Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass sie sich am Kleinen und in leichten Aufgaben üben sollen, um dort Spannendes und vor allem gute Lösungen zu entdecken. Gleichzeitig möchte ich ihnen auch ein realistisches Bild von der Zukunft vermitteln. Ich glaube, das ist ungeheuer wichtig, weil, wenn ich mit Designkollegen, die einen ähnlichen Status wie ich haben, gemeinsam reflektiere, sagen die meisten, dass ihnen nie jemand gesagt hat, was für ein beinharter Job es sein wird. Es wäre nicht richtig, den jungen Studenten nicht ehrlich zu sagen, dass sie mit diesem Beruf nicht locker und leicht durch das Leben kommen werden. Man braucht viel mehr Disziplin als in anderen Berufen. Man setzt viel ein, und es ist nicht gesagt, dass genauso viel auch wieder zurückkommt, was schade ist. Trotzdem ist es ein schöner Beruf, vor allem wenn man genug Erfolg hat, dass man davon leben kann. Das ist die Klippe. Der Schweizer Designer This Weber, Jahrgang 1974, erlernte das Handwerk des Mechanikers, bevor er sich entschloss, an der Zürcher Kunstakademie Schmuck- und Industriedesign zu studieren. 2010 eröffnete er sein eigenes Designstudio in Zürich, wo er ganz klar sein Ziel verfolgt: Objekten einen unverkennbaren Wert zu geben. Vielseitig. Kite Rancho Choco, entworfen für Intertime, sieht This Weber sowohl im Privat- als auch im Businessbereich. © Intertime


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