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REALISIERT Einfach raffiniert. Wanne mit Blick auf die Stadt, Minibar im Globus und Stühle-Mix und Kunst im Restaurant geben dem Wiesler einen einzigartigen Touch. 08 wohndesigners mit dem lederbezogenen Betthaupt und dem Samtvorhang vor dem Badebereich. Die unterschiedlichen Wohnraumzonen – die ursprünglichen beiden Zimmer und der Erker - wurden durch einen außergewöhnlichen Fischgrät-Parkett aus Bologna zu einer räumlichen Einheit zusammengefasst. „Es handelt sich um einen handgefertigten Echtholzboden aus Eichenholz, der einem französischen Massivholzeichenboden nachempfunden ist“, sagt Hansjörg Kofler. „Die Oberfläche ist handgehobelt und bombiert, woraus sich diese wunderbaren Nuancen und Schattierungen im Holz, das eigentlich die gleiche Farbe hat, ergeben.“ Auch hier trifft das Holz des Bodens ohne gestalterische Pirouetten auf Verputztes und Unverputztes, da auf eine weiß lackierte Vertäfelung des Kastenfensters und dort auf eine stimmige Tapisserie. Letztere konnte nur unter bestimmten Voraussetzungen angebracht werden. „Die textilen Wandverkleidungen in einem Hotel müssen ebenso brandhemmend sein wie alle anderen Stoffe. Bei Vorhängen ist das schon üblich bei der Herstellung, die Tapisserie musste allerdings erst mit einer speziellen Beschichtung präpariert werden“, erinnert sich Hansjörg Kofler. Beim Übergang zum Bad moderiert eine Metallleiste den Dialog zwischen den präzise handverlegten Parkettbahnen und dem warm erscheinenden Grau der Fliesen. In der Suite wie auch in allen anderen Zimmern des Hotels wurde der Holzboden mit einer zwei Zentimeter dicken Korkmatte unterlegt, um den Trittschall bestmöglich zu absorbieren. Befreiend Florian Weitzer liebt es, alte Gebäude von hoher gestalterischer Qualität und besonderem Flair zeitgemäß zu interpretieren und Altes mit Neuem zu mischen. Das Schöne vergangener Tage darf seinen Platz behalten oder bekommt irgendwo einen neuen Platz. So wird noch immer unter dem Wand füllenden Jugendstilmosaik „Frühling“ von Leopold Forstner, einem Schüler von Koloman Moser und Freund Gustav Klimts, gefrühstückt, während sich im benachbarten Speisesaal der markante Interieur-Stil nahtlos fortsetzt und sich zu einer Art Höhepunkt des Hotels katapultiert. Dort geht die nackte Ziegelwand in ein Stück abgeschabten Putz und weiters in das Kunstwerk Streetart des jungen Künstlers Josef Wurm über, das den Charme des gewollten vertikalen Fleckerlteppichs wie eine Art gemalter, sich überlappender Tapetenreste aufnimmt und fortführt. Zu Füßen liegt dem Gast indessen ein recht in die Jahre gekommener Holzparkett, der seine harmonisierende Aura verbreitet. Den Mut, all das miteinander zu verbinden, nimmt Florian Weitzer aus jenem Antrieb, dass jeder Raum für ihn eine Geschichte erzählen muss: „Design und Kunst dürfen alles, nur nicht gewollt sein. Sie müssen einfach passieren. Man soll im Hotel durchatmen können, es muss befreiend wirken. Bloß nicht durchstylen. Irgendwo muss ein Kratzer sein, sonst ist´s wirklich schlimm. Ich bin der Überzeugung, dass der Gast von morgen den Riss an der Wand wieder sucht.“ Für Generalunternehmer Hansjörg Kofler war es die größte Herausforderung, die Wünsche des Bauherrn und die Richtlinien mit den Funktionen in Einklang zu bringen. Doch das ist, wie er zufrieden feststellt, dank guter Zusammenarbeit wunderbar gelungen. www.hotelwiesler.com | www.projekt-kofler.at Fotografie: © Hotel Wiesler Graz


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