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wohndesigners 07 Einfach liebevoll. Jedes Zimmer ist mit persönlich ausgesuchten Details dekoriert. Einfach nackt. Jeweils eine Wand wurde befreit von sämtlichen Schichten aus Tapeten und Farbe und blieb so stehen. Rund um die edlen Musts „Gut Schlafen“, „Gut Duschen/ Baden“ und „Gut Fernsehen“ wurde nach Ideen von Florian Weitzer, der bei diesem Projekt die künstlerische Oberleitung innehatte, ein Musterzimmer mit originalen Unikaten eingerichtet. Ein Konzept, dem nun der Rest des Hotels sukzessive folgt: Ein Mix aus von Tapeten und Putz befreiten, rohen Wänden, heimeligen Holzböden sowie einer freistehenden Badewanne mit Luster und freier Aussicht auf das Treiben der Stadt. Dabei wurden keine Mühen gescheut, auf das optimale Erscheinungsbild des Zimmers zu kommen. „In jedem Zimmer wurde eine Wand bis auf den Grund abgeschabt. Hat es uns optisch gefallen, so haben wir die Wand so beibehalten. Hatten wir etwas auszusetzen, so wurde weiter geschabt“, sagt Florian Weitzer. Alltagsreif Auffallend sind die krassen Materialübergänge zwischen Boden, Wand und Decke. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein – am Boden das warme, teilweise astige Holz, das auf die nackte abgeschabte Putzwand trifft, die ihrerseits wiederum mit einer Mischung aus weißen Fliesen, Glasbausteinen und glattem weißem Putz zusammenstößt. Florian Weitzer ignoriert damit eigentlich sämtliche architektonische und innenarchitektonische Prinzipien, bei denen ein derartiges Potpourri von Werkstoffen glatt durchfallen würde. Doch das Selbstverständnis und die Konsequenz, mit der er seine Interior-Vision durchzieht, geben ihm vollkommen Recht. Als gestalterischer Mastermind verliert Florian Weitzer nie die historische Substanz des Hauses aus den Augen. Das Hotel Wiesler in Graz ist der beste Beweis dafür, dass behutsam durchgeführte Neuerungen nicht den Verlust der eigenen Baugeschichte bedeuten. Unverwechselbare Details zu schaffen und Dingen mit Geschichte und Seele einen Platz zu geben ist die Aufgabe, der sich Florian Weitzer immer wieder stellt. Von dieser kreativen Seite hat ihn auch der Generalunternehmer Hansjörg Kofler kennen gelernt, der mit der Ausführung des Projektes betraut war. „Jedes Zimmer dieses mehr als einhundertjährigen Hauses sollte anders aussehen und die Historie nicht verschleiern“, erinnert sich der Profi an die Vorgaben und deren Ausführung. „Beim Abklopfen der Wände kamen immer wieder neue Schichten von Farben und Tapeten ans Tageslicht, die einen ganz besonderen Reiz ausstrahlen. Damit diese Flächen ihr spektakuläres Aussehen behalten und nicht weiter zerfallen, wurden diese zu ihrem Schutz mit einem Naturlack versiegelt.“ Stilbewusst Mit der neuen Suite hat er wohl das Masterpiece geschaffen. Zusammengesetzt aus dem „Royal Oak“-Zimmer und einem angeschlossenen „Extra“-Zimmer kreiert er hier englisches Club-Feeling mit nachgebautem Chesterfield, offenem Kamin, Flasche guten steirischen Weins auf einer Secondhand-Kiste, einer in einem Globus versteckten „Minibar“ und Werken großer Denker im Bücherregal. Richtig plüschig wird es dann


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