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WOHNDESIGNERS 2/2013

Ob in Schwarz oder Weiß, ist ganz egal: Sessel 41 wirkt auch als Schattenriss beeindruckend. Es ist erst ein paar Wochen her, als die Nachricht kam, dass Vitra das finnische Unternehmen Artek übernommen hat. Keine Frage, dass die Portfolios der beiden, jeweils prall gefüllt mit Designklassikern, perfekt harmonieren. Ein unverwechselbares Stück aus der Artek-Kollektion ist zweifelsohne der Sessel 41, oder auch Paimio-Sessel genannt, entworfen von Alvar Aalto im Jahr 1932. Das Besondere daran ist, dass der Stuhl im Zuge der Errichtung des Paimio Sanatoriums, für die Aalto 1929 beauftragt wurde, entstand. Ganz im Sinne des Gesamtkunstwerkes, bei dem auch die komplette Einrichtung der Klinik aus der Feder des Architekten stammte, kreierte Aalto einen Sitz aus federndem Schichtholz, umrahmt von einem kufenartigen Gestell, bei dem die Beine fließend in die Armlehnen übergehen. Das Birkenholz und die weiße Lackierung unterstreichen die fröhliche Leichtigkeit, die Aalto für die Patienten im Sinn hatte. www.artek.fi Mit bereits 50 Millionen verkauften Exemplaren bis 1930 der uneinholbare Weltmeister: Stuhl N° 14. Langsam, aber sicher wird Thonet wieder in Wien heimisch: Nicht nur, dass die in italienischem Besitz befindlichen Gebrüder Thonet Vienna im Wiener Stilwerk eine neue Bleibe gefunden haben, so hat Direktnachfahre der Thonet-Dynastie Percy Thonet Ende September 2013 dem Museum für Angewandte Kunst Wien gleich eine ganze Reihe von Kultobjekten aus der Thonet-Produktion vermacht: Modelle von Stefan Diez, Naoto Fukasawa, Konstantin Grcic und Robert Stadler gehören ab sofort der MAK-Sammlung an. Unangefochtener stiller Star, der in der MAK-Stuhlsammlung einen Ehrenplatz hat - sogar in zerlegter Form - ist und bleibt aber die N° 14, der berühmte Kaffeehausstuhl bestehend aus sechs Holzteilen, zehn Schrauben und zwei Muttern, der das erste industrielle Produkt war, das heute noch als Initialzündung heutiger Möbelserienproduktion gilt. www.thonet.de 03 Startklar WOHNDESIGNERS I 02 01 Der 41er 04 Strich und Faden Unam von Very Wood - einem Label der italienischen Gervasoni Group - ist ein komfortabler Loungesessel, der die Robustheit nicht nur ausstrahlt, sondern auch robust ist. Denn er ist komplett aus massivem Holz gefertigt. Sehr stolz ist Designer Sebastian Herkner auf die Authentizität, die den Stuhl ausmacht. Er zeichnet sich durch klar definierte Linien wie auch durch die Verwendung wahrhafter Materialien aus, die nichts verschleiern, sondern sich so präsentieren, wie sie eben sind: Echt. Gemeinsam mit Martin Hirth näherte sich der junge Designer bei der Entwicklung des Stuhles an eine praktische Verwendung und gleichzeitig an eine fast schon traditionelle Ästhetik an, jedoch stets in einer zeitgenössischen Formensprache. Das bodennahe Erstmals auf dem Salone del Mobile 2013 präsentiert: Der Stuhl namens Straßenbahn. Sitzen ist eine weitere Qualität, die in diesem Kontext hervor zu heben ist. Inspiriert von den eher pragmatischen Projekten des Schweizer Architekten Pierre Jeanneret - übrigens ein Cousin zweiten Grades von Le Corbusier alias Charles Edouard Jeanneret - hat es Sebastian Herkner geschafft eine ganz eigene Designsprache zu kreieren. Die Formen suggerieren Schutz und Geborgenheit, obwohl die Kombination aus teilweise gebogenen Rundholzstäben und der geflochtenen Rückenlehne an Leichtigkeit kaum zu überbieten sind. www.verywood.it 02 Vaterrolle Schwingendes Holz. Alvar Aalto schuf mit dem „Paimio-Sessel“ eine Skulptur zum Sitzen, die auch in der Praxis funktioniert. © Artek Allein die Namensgebung ist schon eine Geschichte wert: Der Titel Tram entstand durch Zufall. Durch den Umstand, dass die Sitzschale jenen aus Fiberglas gefertigten Sitzen der tschechischen Straßenbahn ähnlich sieht, war es der im Spaß flott dahingesagte Arbeitstitel, nach dem der neue Stuhl des österreichischen Designers Thomas Feichtner für Ton benannt wurde. Inspiriert von der historischen Bugholztechnik werden bei der Erzeugung von Tram zwei Methoden parallel angewandt: Eine maschinelle und eine handwerkliche. Damit gelang der technologische Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Zu- kunft, zwischen Tradition und Innovation. www.ton.cz Mit oder ohne. „Tram“ ist mit oder ohne Armlehne sowie mit oder ohne Polsterung erhältlich. © Ton Starkes Stück. Seit 1849 mit einem Brandzeichen versehen: Der meistproduzierte Stuhl der Welt, heute Modell „214“. © Thonet Runde Sache Bugholz ist so beliebt wie lange nicht mehr. Die faszinierende Technik des Biegens und Nicht- Zerbrechens wird zurzeit richtig zelebriert - bei Herstellern unterschiedlichster Nationalität, auf der Wohndesign Pure Vienna, wo Designer Thomas Feichtner live biegt, und beim Mini Mars Workshop im MAK, wo die Kleinsten mit Draht dem Geheimnis des Biegens auf die Spur kommen konnten. Gerade bei den Passionswegen der Vienna Design Week Gast bei der Schwäbischen Jungfrau, präsentierte Sebastian Herkner in Mailand schon vorher, wie ernst er es mit dem Design meint: Mit Unam zum Beispiel. Entspannte Spannung. Lounge-Stuhl „Unam“ von Sebastian Herkner für Very Wood wirkt natürlich und trotz Gedrungenheit sehr elegant. © Very Wood W Denkbar einfach. Mit wenigen Teilen zu einem kompletten Ganzen: Stuhl „Tram“ von Thomas Feichtner für Ton. © Ton


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