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WOHNDESIGNERS 2/2013

Behaglichkeit ohne Kitsch. Nicole Horn und Peter Daniel sind österreichweit und international erfolgreiche Designer. Das Martinjak in Wien oder der Kitzbüheler Country Club sind nur zwei prominente Referenzen. Die Neuinterpretaion der Stube nimmt bei ihrem Design eine zentrale Rolle ein. © stuben21 | Peter Rigaud Stube 3.0 Neue Wege. Mit ihren Möbeln wollen sie Geschichten erzählen. Nicole Horn und Peter Daniel haben ursprünglich ganz etwas anderes gemacht: Sie sind beide promovierte Juristen. Doch eines Tages beschlossen sie, die Paragraphen gegen Möbeldesign auszutauschen. WD: Sie sind beide Quereinsteiger und wagten einen Schritt, der mit Erfolg gekrönt ist. Was drückt der Name Ihres Labels konkret aus? NH & PD: Der Name stuben21 drückt unser Anliegen aus, die Stube – eine der ältesten mitteleuropäischen Wohnformen – ins 21. Jahrhundert zu transferieren. Die Idee, die Stube neu zu interpretieren, ist – aus unserer Sicht – im Heute wichtiger und aktueller denn je. WD: Was fasziniert Sie an der Stube so sehr? NH & PD: Die Stube ist für uns geradezu Synonym für Kommunikation. Sie war schon immer der Ort, an dem sich Innen- und Außenwelt – also Familie und Repräsentation – getroffen haben. In unserer heutigen Zeit verschwimmen diese beiden Welten zu einer. Und da stehen wir mit unseren neu gedachten stuben21-Möbeln: Behaglichkeit ohne Kitsch, Schlichtheit ohne Kälte, Begegnungs- und Rückzugsort. Ein Platz für das unmittelbar Gemeinsame: Essen, Trinken, Lachen ... WD: Ihre Möbel sind funktionell und fast spartanisch. Wie würden Sie die neue Schlichtheit mit Worten definieren? NH & PD: Gerade die Stube, wie wir sie heute in vielen Hotels, Ferien-Appartements oder Gasthäusern finden, ist ein von Kitsch und falsch verstandenem Traditionalismus überladenes Konstrukt. stuben21-Möbel sind der seit zehn Jahren gelebte Anspruch, dieses geradezu klassische Element Stube von Kitsch zu befreien sowie Behaglichkeit durch Schlichtheit zu schaffen. WD: Woher kommt Ihre Affinität gerade zu Holz? NH & PD: Holz ist nicht nur eines der ältesten Baumaterialien der Menschheit, sondern auch gerade im Möbelbereich unersetzbar. Wir arbeiten ausschließlich mit Massivhölzern, in Kombination mit Edelstahl. Dazu kommt, dass gerade das im Stubenbau traditionell eingesetzte Zirbenholz auch gesundheitsfördernde und stresslindernde Effekte hat. WD: Findet die Stube auch im städtischen Raum ihren Platz? NH & PD: Auf jeden Fall. Wir haben mit der Ausstattung des Ringstraßenrestaurants Martinjak sicher den besten Beweis geliefert. stuben21-Möbel stehen für sich und finden Platz im Stadtappartement genauso wie im Chalet. WD: Können Sie mit modernen Begriffen wie Cocooning etwas anfangen? NH & PD: Cocooning ist ja nicht mehr als der Ausdruck der menschlichen Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit, der Ruhe und der Entschleunigung. Und diese Sehnsucht ist so alt, wie der Mensch selbst. stuben21-Möbel bieten auf Grund ihrer Schlichtheit und ihrer Materialtreue einen solchen Ort des Rückzuges – ohne sich deswegen der Welt zu verschließen. WD: Glauben Sie an die Zukunft von Traditionen? NH & PD: Lassen Sie uns es so sagen: Ohne Traditionen keine Zukunft. WD: Ihr Rezept, wie man dem romantisierenden Kitsch entgehen kann? NH & PD: stuben21-Möbel kaufen! WD: Ist die Aufnahme in die MAK-Sammlung für Sie so etwas wie eine Krönung? NH & PD: In eine bedeutende Möbelsammlung aufgenommen zu werden, ist natürlich etwas, von dem jeder Möbeldesigner träumt. Aber die tägliche Freude an unserer Arbeit beziehen wir aus der Kombination von Anerkennung durch die Fachwelt und Anwendung unserer Möbel in Restaurants, Wohnhäusern, etc. WD: Leben Sie Ihr Designcredo eigentlich selbst? NH & PD: Unser Leben findet international statt, unsere Leitidee ist traditionell und unsere Produktion ist ausschließlich heimisch – und so entsprechen wir selbst dem idealen stuben21-Kunden. Offen für Welt, der Tradition respektvoll verbunden und mit dem gelebten Anspruch zur höchsten Qualität. www.stuben21.com INTERVIEW Einladend. Ländlicher Stil muss nicht kitschig sein. Das beweist die Möbelkollektion von stuben21, die vom Museum für Angewandte Kunst in die ständige Sammlung aufgenommen wurde. © stuben21 | Bernhard Angerer WOHNDESIGNERS I 02 stuben21 wurde 2003 gegründet. Mit eigener Möbellinie, die ab 2004 mit einer Serie von Prototypen begann, setzte das zweiköpfige Team stark auf Reduktion und Funktion ohne schmückende Elemente. Sämtliche Möbelstücke werden in österreichischen Familienbetrieben aus heimischem Holz in Kombination mit glasperlengestrahltem Edelstahl erzeugt. 2012 wurde die Kollektion ind die MAK-Möbelsammlung aufgenommen. 2013 entwickelten die beiden mit Ewe/Intuo und Miele die stuben21.küche. W


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