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NACHGEFRAGT Dixon, Tom Dixon Vom Mann, der sich selbst erfand. Für andere zu arbeiten, das kennt er schon. Gerade deshalb hat Tom Dixon den höchsten Anspruch, den man haben kann: Er will einfach er selbst sein. Von Barbara Jahn 10 wohndesigners WD: Viele Labels haben Kunstnamen. Sie aber stellen Ihren eigenen Namen in die erste Reihe. Warum? TD: Weil ich ich bin. Wir haben keine Kollektion von Designern, bei uns gibt es nur Tom Dixon. Ich bin Designer und habe meine eigene Produktion. Es gibt Hersteller, die Designer engagieren. In dieser Hinsicht bin ich fast schon wie ein Modedesigner. Denn ich mache alles selbst: Das Design, die Produktion, die Kommunikation, das Management. Ich sehe unser Unternehmen sehr nah am Modedesign, mehr als am Produktdesign, das viel mehr ein Service ist. WD: Es wirkt jedenfalls sehr authentisch, wenn eine echte Person dahinter steht und nicht bloß ein Ausdruck. TD: Ich habe dadurch eine bessere Kontrolle, vor allem was meine Botschaft angeht und auch als Kurator. Firmen, die nur produzieren, können höchstens Artdirector haben, sie nutzen Design aber ausschließlich als Service. Und das ist das Interes- sante an der Mode - dort geht es nur um das Design. Ich will mein Design produzieren, insofern ist das ein anderes Konzept. WD: Sie haben schon für einige andere Unternehmen gearbeitet. Wann kam der Wunsch nach „Befreiung“? TD: Ich habe vieles ausprobiert - mein eigenes oder ein traditionelles Arbeitsmodell wie etwa bei Habitat, gegründet von Terence Conran. Ich habe dort viel gelernt, aber ich habe irgendwann gespürt, dass ich so nie an den Punkt gelangen werde, wo ich eigentlich hin will. So gründete ich mein eigenes Unternehmen und wurde mein eigener Boss. In den Sechziger Jahren gab es Ansätze, wie ein Unternehmen sein könnte, wie es eigentlich sollte. Eine starke Idee zu haben ist dabei unheimlich wichtig. Wenn man für viele Hersteller arbeitet, gibt man die Kontrolle ab. Ich glaube, man muss sehr organisiert an seiner Idee und seiner DNA festhalten. Es war ein schwerer, aber aufregender Weg. WD: Sie müssen selbst ja Ihr schärfster Kritiker sein. Wie hoch legen Sie sich die Latte eigentlich? TD: Darin bin ich nicht immer sehr gut. Ich habe als Creative Director gearbeitet, auch bei Artek zum Beispiel, nicht aber als Designer. Es liegt ein großer Unterschied dazwischen. Man ist dann jemand, der nicht über sich selbst nachdenkt, sondern darüber, wie das Unternehmen gut aussehen soll. Aber manchmal gelingt es mir, mich aus der Distanz zu betrachten, wie wenn man für kurze Zeit als Sterbender aus seinem Körper schlüpft und sich da liegen sieht. Es kann auch sehr amüsant sein. Etwa wenn mich meine Mitarbeiter in einem Meeting ansprechen und über ein Design sagen: Das hier ist nicht Tom Dixon. Sie behandeln mich separat von meinem Namen. Das amüsiert mich. Unverwechselbar. Der charakteristisch geschnittene Y-Chair von Tom Dixon ist eines der jüngsten Projekte. Er sieht sperrig aus, er hofiert aber den Lumbalbereich und auch die Schultern. © Tom Dixon


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