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Räume mit Atmosphäre und etwas Dramatik

Die Innenarchitektin und Lichtdesignerin Elena Kovshun liebt es, atmosphärische und bis zu einem gewissen Grad dramatische Räume zu schaffen. Im Umgang mit Licht orientiert sie sich an der Fotografie und am Bühnenbild.
Von Harald Sager

 

Sie haben beim kürzlich eröffneten neuen Grohe Live! Center in Wien mitgearbeitet. Was war da Ihre Aufgabe?

Elena Kovshun, hier im Selbstportrait, hätte mit Sicherheit auch als Model Karriere gemacht. © Elena Kovshun

Alexander Leopold von Leodesign war der Designer und Koordinator des Projekts, mein Job war die Lichtberatung. Die Gestaltung von Schauräumen für bekannte Markennamen ist eine spezielle Aufgabe, weil deren Produkte immer das Ergebnis einer bestimmten Designphilosophie, langjähriger technischer Weiterentwicklung und der jeweiligen Marketingvorgaben sind. Diese Unternehmen wissen sehr genau, welche Produkte sie auf den Markt bringen wollen und wie diese in der Öffentlichkeit zu präsentieren sind.
Im Grohe Live! Center ging es nun darum, eine ganz eigene Atmosphäre für jede der neuen Produktlinien zu schaffen. Entsprechend den Vorgaben der Design- und der Marketingabteilung von Grohe sollten einige Raumsegmente und Kojen mit sehr dunklen Materialien arbeiten, andere wiederum mit sehr hellen. Es war notwendig, die starken Farbkontraste durch die entsprechende Beleuchtung auszugleichen – in dieser Phase wurde ich als Beraterin beigezogen.

 

„Lichtdesign sollte Teil des gesamten innenarchitektonischen Planungsprozesses sein und nicht erst im Nachhinein aufgesetzt werden.“

 

Elena Kovshun rückt das neue Grohe Live! Center ins rechte Licht. © Grohe

Grohe hat eine lange Geschichte und ein in Jahrzehnten aufgebautes Image. Das, wofür das Unternehmen steht, nämlich High-end-Technologie und -Funktionalität, musste auch in der Gestaltung des Grohe Live! Centers zum Ausdruck kommen. Daher herrscht hier nicht die Atmosphäre eines entspannenden Spas vor, sondern eher die eines Raumschiffs oder eines „Heims der Zukunft“ – wie es eben dem Image eines Herstellers entspricht, der auf Zukunft und Technologie fokussiert ist. Um diesen Effekt noch zu verstärken, setzten wir futuristisch anmutende Leuchten als Teil der Schauraum-Architektur ein.

 

Sie arbeiten regelmäßig mit Leodesign zusammen?

Ich arbeite projektbezogen gemeinsam mit Leodesign, das aber bereits seit zehn Jahren. Alexander Leopold weiß, dass ich eine Fanatikerin in puncto Lichtsystemen bin: Wenn es auf dem Gebiet etwas zu machen gibt, bin ich seine erste Anlaufadresse. Umgekehrt ist er für mich der Top-Spezialist für Spa- und Wellness-Design. Wenn ich ein Projekt in diese Richtung habe, mache ich es mit ihm. Beispielsweise haben wir kürzlich bei einem 2.400 m²-Schauraum in meiner Heimatstadt Chabarowsk in Russland zusammengearbeitet – unser bisher größtes gemeinsames Unterfangen.

 

Wie kamen Sie mit Grohe in Berührung?

Das geschah vor einigen Jahren über Leodesign, dabei handelte es sich um Werbung und Produktpräsentationen. Setdesign ist Teil meiner Aktivitäten.

 

„Ich mag schöne Dinge und Dekor, aber meine primären Werkzeuge sind architektonische Volumina und Beleuchtung.“

 

Was bedeutet Lichtdesign für Sie?

Grohe steht für High-end-Technologie und -Funktionalität. © Grohe

Ich habe jahrelang als Modefotografin und Stylistin gearbeitet und bin durch die Fotografie draufgekommen, was für ein wichtiger Faktor die Beleuchtung ist und wie sehr sie unsere Wahrnehmung von Raum, Form und Materialien beeinflusst.
Mein Lichtdesign orientiert sich am Umgang mit Licht, wie er in der Fotografie oder im Bühnenbild betrieben wird, das heißt, ich arbeite nicht nur mit dem Licht selbst, sondern auch mit Schatten, ich schaffe Fokuspunkte, Akzente und Lichtschichten. Mir ist wichtig, mit Licht Stimmungen und Atmosphären herzustellen. Das setzt voraus, dass das Lichtdesign Teil des gesamten innenarchitektonischen Planungsprozesses ist und nicht erst im Nachhinein aufgesetzt wird.

Koje im Wiener Grohe Live! Center. © Grohe

Ich beziehe Faktoren wie die Eigenschaften der umgebenden Oberflächen – durchsichtig oder undurchsichtig, reflektierend, dunkle oder helle Farbtöne usw. – in die Lichtgestaltung mit ein. Umgekehrt wähle ich aber auch Oberflächenmaterialien und Teile des Setdesigns nach der Qualität und Menge des vorhandenen Tageslichts aus. So macht es beispielsweise keinen Sinn, mit schicken dunklen Interieurmöbeln zu arbeiten, wenn der Raum lichtdurchflutet ist: Das Setting würde nicht elegant wirken, sondern ausgebleicht, und man würde jedes Staubkorn auf den Oberflächen sehen.

 

Arbeiten Sie bei Ihren Lichtprojekten mit verschiedenen Leuchtenherstellern zusammen?

Normalerweise beschränke ich mich nicht auf bestimmte Hersteller, sondern wähle das aus, was für mein jeweiliges Projekt am besten passt. Bei Architekturbeleuchtungen habe ich aber seit einiger Zeit einen Favoriten: die belgische Marke Delta Light.

 

Haben Sie auch selbst Produkte designt?

Durchkomponierter Raum à la Elena Kovshun. © Elena Kovshun

Im Moment entwickle ich ein Produkt für einen Saunahersteller – darf aber in diesem Projektstadium keinen Namen nennen. Gerade in einer Sauna ist das Licht eine Herausforderung: Wie stellt man es an, dass man sich nicht wie in einer Holzkiste fühlt? Wie immer möchte ich auch in diesem Fall nicht nur das Problem lösen, sondern es auf unerwartete Weise tun.

 

Was ist Ihre Hauptaktivität: Innenarchitektur für private Kunden und Hotels?

Ich bin für alle Arten von innenarchitektonischen Vorhaben offen – vielleicht mit Ausnahme von Ausstellungsflächen und temporären Installationen: Den Gedanken, dass diese nach ein paar Tagen wieder abgebaut werden, finde ich eher deprimierend. Ich habe auch ein paar Traumprojekte, die ich gerne einmal realisieren würde, so etwa ein sehr konzeptuell angelegtes Tonstudio oder eine exklusive Tee-Boutique. Als Tee-Gourmet weiß ich, wie ich so etwas gestalten müsste.

 

„Ich ,inszeniere‘ Räume, das heißt, ich schaffe Szenerien, durchkomponierte Räume, wo alles stilmäßig zusammenpasst bzw. von einer designerischen Idee zusammengehalten wird.“

 

Wer sind Ihre Auftraggeber?  

Die meisten Kunden habe ich in Österreich und Russland, das in den letzten Jahren in puncto Bautechnologien enorm aufgeholt hat.

 

Wie würden Sie Ihren Designstil beschreiben?

Setdesign von Elena Kovshun. © Elena Kovshun

Mir gefällt die Definition von Innenarchitektur als der „Wissenschaft, den Raum zu gestalten“, denn genau das tue ich. Ich liebe schöne Dinge und Dekor, aber meine primären Werkzeuge sind architektonische Volumina und Beleuchtung.
Ich glaube gar nicht sosehr, dass ich so etwas wie einen eigenen Stil wirklich habe – eher eine ganzheitliche Herangehensweise: Ich liebe es, atmosphärische und bis zu einem gewissen Grad dramatische Räume zu schaffen. Ich versuche, sie bis ins kleinste Detail harmonisch zu gestalten. Daher habe ich auch „Inszenierung“ als Teil meines beruflichen Profils angeführt. Ich „inszeniere“ Räume nicht nur im Rahmen meiner Werbungsprojekte, sondern auch bei innenarchitektonischen Aufträgen. „Inszenieren“ bedeutet ja, eine Szenerie, einen durchkomponierten Raum entstehen zu lassen, wo alles stilmäßig zusammenpasst bzw. von einer designerischen Idee zusammengehalten wird. Eine ideale Wohnungseinrichtung ist für mich eine, bei der man das Bedürfnis verspürt, den Wohnungsbesitzer kennen zu lernen, d.h. sie soll etwas über ihn aussagen: Was gut und interessant, aber auch geheimnisvoll an ihm ist.

 

Sie stammen aus Russland und leben jetzt in Wien?

Ein Badezimmer für die Besserverdienenden. © Elena Kovshun

Ja, ich bin aus Chabarowsk, einer Stadt im Fernen Osten Russlands, an der Grenze zu China. Daher fühle ich mich auch als Asiatin, und ich liebe die asiatische Kultur. Ich absolvierte eine Innenarchitektur-Ausbildung, arbeitete aber nicht auf diesem Gebiet, weil ich meine Ideen in Russland damals mangels adäquater Bautechnologien nicht realisieren konnte. Da ich die Mode liebe und mich durch meine Ausbildung mit Bildkomposition, Farben, Styling und Konzepten auskannte, ging ich in die Modefotografie. Die Fototechnik eignete ich mir schnell an und hatte rasch Erfolg. Vor neun Jahren kam ich nach Österreich und arbeitete zunächst auf diesem Gebiet, stellte aber bald fest, dass man hier auch die kompliziertesten architektonischen Projekte realisieren konnte. Das brachte mich zurück in meinen ursprünglichen Beruf. Im Augenblick pendle ich beruflich zwischen Österreich und Russland.

 

Woran arbeiten Sie zurzeit?

Ich entwerfe gerade eine „Schau-Wohnung“ in Russland. Dabei handelt es sich um einen Schauraum für Spitzenklasse-Möbel, der aber in einer realen Wohnung in Szene gesetzt wird. Ein schlaues Konzept, finde ich.

 

www.elenakovshun.com

 


Zu Elena Kovshun
Die studierte Innenarchitektin und ausgebildete Marketing- und Werbefachfrau Elena Kovshun arbeitet als Innenarchitektin und Lichtdesignerin in Österreich und Russland. Neben der Planung, Bauaufsicht und Einrichtung von innenarchitektonischen Projekten ist sie auch in 3D-Visualisierungen versiert. Diese nutzt sie zur Präsentation ihrer Entwürfe; als Set-Designerin; sowie zur Generierung von Werbebildern. Elena Kovshun hat das Lichtdesign im kürzlich eröffneten GROHE Live! Center in Wien gestaltet.


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