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„Die Marke definiert das Design – und umgekehrt“

Thomas Probst ist Designer des steirischen Polstermöbel- und Bettenherstellers ADA, eines Branchenriesen, der zusätzlich zum Stammwerk in Anger auch Produktionsstätten in Ungarn und Rumänien unterhält. Zusätzlich zu den ADA-Kollektionen entwirft Probst auch Modelle für namhafte Lizenzpartner wie Birkenstock, Rosenthal, Joop! und Tom Tailor.
Von Harald Sager

Wie entstehen Ihre Arbeiten? Am Computer oder zeichnen Sie?

Thomas Probst, ADA-Designer. © ADA

In den meisten Fällen entstehen die Entwürfe am digitalen Zeichenbrett. Es bleiben zunächst emotionale Skizzen, die eine Richtung andeuten oder vorgeben. Natürlich werden dann in der Folge notwendige Details zusammen mit der Entwicklungsabteilung am Computer geprüft und ausgereift. In manchen Fällen finden sich auch Formen, indem ich mir einen großen Schaumblock hernehme und die Form mittels einer Säge herausarbeite. Anhand der 1:1-Modelle sind Details und Proportionen gut diskutierbar und besser nachzuempfinden.

Wie würden Sie Ihr Design, Ihre Herangehensweise beschreiben? Von welchen Ideen lassen Sie sich dabei leiten, wie zum Beispiel Funktionalität, Klarheit des Designs oder Benutzerfreundlichkeit?

In Wirklichkeit ist es eine Kombination aus allen genannten Faktoren. Ich bin überzeugt, dass Design der Nährboden für eine Marke ist. Die Idee könnte man in diesem Sinne mit einem Keim vergleichen. Rationale Komponenten wie Funktion, Benutzerfreundlichkeit, die Wahrnehmung des Produktes mit allen Sinnen sowie Kosten beeinflussen das „Wachstum“ und somit die Gestaltung des Produktes.

„Ich bin davon überzeugt, dass Design der Nährboden für eine Marke ist.“

Wovon gehen Sie bei Ihren Entwürfen aus: von den Materialien, den Vorgaben, Ihren eigenen Vorstellungen?

Das Bettenmodell Maine, eine der Früchte der neuen und auf der diesjährigen imm Collogne erstmals vorgestellten Lizenzpartnerschaft mit Birkenstock: feines Echtleder, Loden vom Tiroler Bergschaf, Massivholz, gefertigt im ADA-Werk im oststeirischen Anger, designed by Thomas Probst. © ADA

Flexibilität ist die Grundvoraussetzung meines Wirkens. Man trifft oft auf kontroverse Welten. Es beginnt bei der Möbelformgebung unserer Lizenzpartner wie Birkenstock, Rosenthal, Joop! oder Tom Tailor. Die Produkte müssen jeweils die Philosophie der Marke zu hundert Prozent widerspiegeln. Hier folge ich meinem Leitsatz „Die Marke definiert das Design, und das Design definiert die Marke“. Für mich bedeutet das, unter Rücksichtnahme auf die jeweilige Markenphilosophie Produktgestaltung zu machen. Ebenso ist Design auch prägend für den Aufbau und Erhalt unserer eigenen Marke ADA.

Designen Sie sowohl Polstermöbel als auch Betten?

Meine Hauptaufgabe liegt in der Gestaltung und der internen Modellpolitik von Sitzmöbeln. Ich bin aber auch stolz, bei einigen Gelegenheiten Betten entworfen zu haben, zum Beispiel die Birkenstock-Modelle Sao Paulo und Maine.

„Die Marke definiert das Design, und das Design die Marke.“

Welches Möbelstück von Ihnen war bisher Ihr größter Erfolg bzw. ist Ihnen selbst am liebsten und warum?

Das Modell Sao Paolo für Birkenstock: handwerklich anspruchsvoll gefertigt, markanter Kopfteil mit Lederkeder. © Birkenstock/ADA

Die Antwort auf diese Frage könnte den vorgegebenen Rahmen sprengen. Jedes Produkt, das im Wohnbereich Platz findet und jemandem Freude und Entspannung bereitet, ist ein Erfolg. Aus Sicht des Unternehmens wären viele Sofaprogramme zu erwähnen, die wichtige Umsatzträger darstellen.
Neben den Markenprodukten möchte ich besonders das Sesselsystem Benda hervorheben, dessen Umsetzung viel Zeit und Energie in Anspruch genommen hat. Es handelt sich um ein revolutionäres Sesselsystem, dessen Herzstück ein speziell entwickelter Freischwingrahmen ist. Gebündelt mit einem Relaxbeschlag bietet dieses System ein noch nie dagewesenes Sitz- und Entspannungserlebnis. Durch die vom Rahmen losgelöste Sitzeinheit entsteht ein besonders beruhigendes, sanftes und abrufbares Schwingen, welches sowohl die Sitz- als auch die Liegeposition einzigartig macht.

Die Sitzgruppe Stage für Rosenthal, eine „Bühne“ für Design- und Komfortliebhaber in Stoff oder Leder plus angeschmiegtem Ablagetisch aus Eiche bzw. Nuss. © Rosenthal/ADA

Wie kommen neue Entwürfe im Zusammenspiel mit anderen Abteilungen von Ada zustande: Gibt es da zunächst ein Lastenheft, zum Beispiel vom Marketing, welche Art von Produkt mit diesen und jenen Eigenschaften man sich vorstellt?

Zum Teil erfolgen die Aufgabenstellungen von unserem Vertrieb oder direkt von unseren Kunden. Unter Berücksichtigung der herrschenden Trends werden spezielle Bedürfnisse auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und weiterverfolgt. Natürlich versuchen wir gemeinsam, Lücken im Sortiment zu finden und diese mit neuen Modellen zu schließen.
Eine andere Herangehensweise verfolgen wir mit unseren Lizenzpartnern. Hier werden gemeinsam Bedürfnisse analysiert, in Absprache mit der Marke umgesetzt und erst dann dem Kunden vorgestellt.

Das Sofa Big Cube für Tom Tailor, made by ADA, designed by Thomas Probst. © Tom Tailor/ADA

An welchen Kollektionen Ihrer Lizenzpartner haben Sie mitgearbeitet? Sind diese Auftragsarbeiten ein großer Umsatzträger von Ada?

Die Zusammenarbeit mit unseren Lizenzpartnern wird zunehmend wichtiger für uns. Mittlerweile haben die Lizenzprodukte erheblichen Einfluss auf die Konzernumsätze. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich bei jeder Produktlinie und Marke mitwirken darf. Gleichermaßen adelt es uns als ADA-Konzern, dass wir diese Marken bedienen dürfen und auch können. Es ist nicht selbstverständlich, solchen Ansprüchen gerecht zu werden.

Tom Tailor Sofa Nordic und Sitzgruppe Cushion in Kissenoptik für junges, unkompliziertes Wohnen, die Tom Tailor Sitzgruppe Heaven und Sessel Cozy. © Tom Tailor/ADA

www.ada.at

www.birkenstock-group.com

www.rosenthal.de

www.joop.com

www.tom-tailor.at


Zu Thomas Probst:
Der Designer Thomas Probst, ein gebürtiger Burgenländer Jahrgang 1982, absolvierte ein Studium für Industriedesign und Produktmanagement in Salzburg und ist seit 2008 für ADA im Bereich Design und Produktmanagement tätig. Mittlerweile ist er für das Design und die Entstehung von Sitzmöbeln verantwortlich und gestaltet gemeinsam mit dem Verkaufsvorstand die Modellpolitik des ADA-Konzerns. Thomas Probst hat bereits eine Vielzahl erfolgreicher Kollektionen für ADA gestaltet. Auch die Möbelkollektionen der Mode- und Lifestylemarken Birkenstock, Rosenthal, Joop! und Tom Tailor – die allesamt von ADA produziert werden –, tragen mitunter seine Handschrift.


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