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„Licht hat etwas Poetisches für mich“

ATARA design spielt mit Licht. Mit ihren Lichtobjekten schafft Heike Stuckstedde wortwörtlich einzigartige Stimmungen. Dabei setzt sie auf eine besondere Technik und holt mit ihren handgefertigen Unikaten selbst Sonnenlicht auf faszinierende Weise in den Raum. „Mir geht es im Grunde um die Subtilität des Lichts als atmosphärischer Faktor“, so die kreative Designerin.
Von Sylvia Pilar

 

Licht ist dein Metier. Woher kommt die Begeisterung für dieses Thema?

Heike Stuckstedde ist mit ATARA design aktiv und erfolgreich. © ATARA design

Licht fasziniert mich, weil es einen hohen atmosphärischen Wert hat, es den Raum, sei es innen oder auch außen, komplett verändern kann. Was man spürt und wahrnimmt, wenn man einen Raum betritt, ist die Atmosphäre und die hängt sehr stark vom Faktor Licht ab. Im Zuge meiner Masterarbeit bin ich auf eine spezielle Technik gestoßen, die es ermöglicht, Sonnenlicht in die Innenräume zu bringen.

 

Wie funktioniert das genau?

Über Lichtleiter. Das sind polymer optische Fasern, wie feine, dünne Perlonfäden. Diese bringen die ganze Lichtqualität von außen nach innen. Das hat mich sehr fasziniert und daher wollte ich gerne damit arbeiten. Dabei bin ich auch geblieben.
Ich arbeite mit Kunststoff-Lichtleitern, weil sie nicht so schnell zerbrechen wie jene aus Glas. Das System ist an sich ähnlich wie bei der Datenübertragung. Es funktioniert mit Totalreflexion. Das heißt, Licht tritt in den Lichtleiter ein und wird im Kern dieser Faser im Zickzack-Kurs weiter geführt. Dadurch ist es über einen sehr langen Weg gut transportierbar und das Licht, das oben hinein kommt, kommt nahezu verlustfrei unten wieder raus. Ich forme aus Lichtleitern Lichtobjekte. Die Lichtleiter sind quasi das Herz jedes Lichtobjekts, werden aber so bearbeitet, dass das Licht an verschiedenen Stellen austritt. Das heißt, es kommt nicht mehr 100 Prozent des Lichts am Endpunkt hinaus, sondern verteilt sich über die Fläche des Lichtleiters.

 

Die außergewöhnlichen Lichtobjekte beeindrucken – wie LIGHT\TRACE No. 2“, prämiert mit einer Special Mention des German Design Award 2017. © ATARA design

 

 

Muss der Lichtleiter mit einer Stromquelle verbunden sein?

Es ist entweder mit Tageslicht möglich, das ist die Technik, mit der das Sonnenlicht mit all seinen Qualitäten in den Innenraum hinein kommt. Es geht aber auch nur mit LED. Dafür wird ein LED-Projektor verwendet, der mit dem Strang von Lichtleitern verbunden wird. Es ist also beides möglich und auch beides kombinierbar. Man kann also sogar eine Hybridtechnik realisieren, so dass, wenn ausreichend Tageslicht verfügbar ist, dieses genutzt wird, wenn nicht, auch LED direkt zugeschaltet werden kann.

 

Die Kreationen wirken ebenso groß wie filigran.

Technik und Lichtobjekte sind speziell: Aus Lichtleitern formt die Designerin und Innenarchitektin leuchtenden Kreationen. © ATARA design

Meine Lichtobjekte haben schon eine gewisse Größe, können aber natürlich auch kleiner gefertigt werden. Sie werden jeweils an den Raum angepasst, an dessen Bedürfnisse wie auch an jene des Nutzers des Raumes. Manchmal reicht es ja, nur eine Wand ganz leicht zu erhellen, manchmal braucht es einen richtigen Lichtpunkt oder etwas, das sich komplett durch den ganzen Raum verteilt. Ich schaue mir immer konkret an, was gewünscht wird und gut passt.

 

Mit welchen Materialien arbeitest du?

Mit Textilien, Garnen, mit Papier wie handgeschöpfter Strohseide, aber auch mit Metall, Fiberglasgewebe etc. Mit Holz möchte ich gerne arbeiten. Damit habe ich bisher noch nichts umgesetzt, aber auch hierin kann man Lichtleiter einlegen, wie eine Intarsie. Grundsätzlich macht es mir einfach Spaß, Techniken aus anderen Bereichen zu transformieren und für Kreationen zu nutzen, auch mit unterschiedlichen Materialien zu arbeiten, diese Techniken und Materialien zu verschmelzen und dadurch eine gewisse Vielfalt und Besonderheit zu erlangen und mit Lichtleitern, die ja auch eine spezielle Handhabung brauchen, schöne Objekt zu kreieren, die lange halten und Freude machen.

 

„Die Lichtleiter sind quasi das Herz jedes Lichtobjekts.“

 

Wie würdest du dann dein Lichtdesign beschreiben?

Mir geht es im Grunde um die Subtilität des Lichts als atmosphärischer Faktor. Licht hat etwas Poetisches für mich. Daher kommen mir auch diese feinen Lichtleiter entgegen, weil sie sehr sinnliches Licht abgeben.

 

Wo sind die Lichtleiter und Lichtobjekte anwendbar?

Jede Kreation ist ein handgefertigtes Unikat. © ATARA design

Räumlich gibt es keinerlei Begrenzung. Sie halten Feuchtigkeit und Wärme aus. Der LED-Projektor entwickelt zwar eine eigene Wärme, die Lichtleiter selbst geben aber keine Wärme ab – ein guter Faktor in Räumen, in denen ohnehin viel Wärme von anderen Geräten produziert wird bzw. keine zusätzliche Wärme entstehen soll. Auch für den Außenraum sind Lichtleiter durchaus geeignet, brauchen dann allerdings eine eigene Schutzummantelung, weil das UV-Licht den Kunststoff angreift.

 

Wo finden sich die Kreationen bereits?

Bislang eher im privaten Bereich, auch in Ausstellungen waren sie mehrfach präsent. Ich habe heuer mit einem Lichtobjekt den German Design Award gewonnen und nehme in naher Zukunft wieder an Ausstellungen im Ausland teil, auch eine Einzelausstellung in einer sehr innovativen Galerie in Krems ist geplant. Viele Projekte sind in der Warteschleife, wurden aber noch nicht umgesetzt wegen baulicher Verzögerungen und ähnlichem. Es gibt einige Hotelanfragen für meine Lichtobjekte, bis diese realisiert werden, braucht es aber eben seine Zeit.

 

„Ich sehe das Lichtobjekt an der Schnittstelle zum Kunstobjekt.“

 

Grundsätzlich hat das Thema Licht aber schon enorm an Bedeutung gewonnen, oder?

Das sehe ich auch so. Es hat eine Umkehr stattgefunden. Jahrzehntelang war das Thema ja eigentlich mehr oder weniger unter ferner liefen und wurde eher für spezielle Projekte und Objekte mitgedacht. Mittlerweile ist es auch im Privatbereich ein riesiges Thema, es werden Lichtdesigner und Lichtplaner mit hinzugezogen, damit es ein stimmiges Lichtkonzept für alle Räume gibt.

 

Ob Sonnenlicht, LED oder Hybridtechnik: Die Lichtobjekte von ATARA design sorgen für Stimmung. © ATARA design

 

Was können Licht und Lichtdesign in diesem Zusammenhang bewirken?

Auf jeden Fall, dass jeder Raum seiner Funktion entsprechend gut beleuchtet ist. Dass alle Faktoren, die Licht so zu erfüllen hat – nämlich indirektes Licht, eine Akzentuierung, eine Grundbeleuchtung zu haben – eine positive Wohlfühlatmosphäre schaffen. Ich glaube, wenn man das konzeptiv denkt, hat jeder Raum – sprich: Wohnung, Haus, Büro, öffentlicher Raum – dadurch einen großen Zugewinn.

 

Was macht den Unterschied von einem Lichtobjekt zu einer Leuchte?

Ich sehe das Lichtobjekt an der Schnittstelle zum Kunstobjekt. Es kann einen skulpturalen Effekt haben, wenn es ein dreidimensionales Objekt wird, oder auch eine raumgreifende Wirkung haben durch ein Licht-Schatten-Spiel, durch die Form und das Material. Es ist einfach kein industriell erzeugtes Produkt, sondern ein Unikat. Alle ATARA design Lichtobjekte sind handgefertigte Unikate.

 

Feines Design, einzigartiger Effekt: „LIGHT\SPOT No. 1“ von ATARA design ist für den German Design Award 2018 nominiert. © ATARA design

 

Bei aller Kreativität arbeitest du wahrscheinlich schon am nächsten Lichtobjekt?!

Genau. Vorgestellt wird es bei der nächsten Ausstellung österreichischen Designs in Ljubljana, dann in Eindhoven und Berlin. Es wird dieses Mal ein zylindrisches Standobjekt, bei dem die Lichtleiter wellenförmig in ein Gewebe integriert sind. LIGHT\TRACE No. 7 soll zudem einen unsichtbar wirkenden Fuß haben. Mehr möchte ich dazu aber noch nicht verraten.

 

www.ATARA-design.com

 


Zu ATARA design
Mag. Heike Stuckstedde, M.A. gründete 2015 ihr eigenes Studio in Wien. Seither ist die gebürtige Deutsche mit ATARA design aktiv und erfolgreich. Die kreative Designerin und Innenarchitektin, die das Studium der Kunstgeschichte in Wien und jenes der Innenarchitektur an der New Design University in St. Pölten absolvierte, arbeitet an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst und Design. „Ich verbinde auch all diese Bereich miteinander, weil ich finde, dass man diese Grenze gar nicht so scharf ziehen sollte“, so Stuckstedde, die von der Wirtschaftskammer Österreich als „Born Global Champion“ ausgezeichnet wurde. Auch Designpreise krönen bereits ATARA design-Kreationen. So wurde „LIGHT\TRACE No. 2“ mit der Special Mention des German Design Award 2017 in der Kategorie „Excellent Product Design Lighting“ geadelt und als weiteres Lichtobjekt ist „LIGHT\SPOT No. 1“ im Rennen für den German Design Award 2018.


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