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Im Zeichen von Josef Frank

Ganz Josef Frank widmet sich das MAK mit der Ausstellung „JOSEF FRANK: Against Design“. Die Schau gibt Ein- und Überblick über dessen Werk.

 

Das MAK zeigt die Ausstellung „JOSEF FRANK: Against Design“. Josef Frank im Porträt, um 1960. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Das MAK zeigt die Ausstellung „JOSEF FRANK: Against Design“. Josef Frank im Porträt, um 1960. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Über alle Grenzen hinweg ist Josef Frank bekannt. Mit einer großen Ausstellung richtet nun das MAK das Spotlight auf den Architekten und Gestalter, der durchaus –zumindest unkonventionelle Wege beschritt. „Man kann alles verwenden, was man verwenden kann“, proklamierte Josef Frank einst und war dabei mit diesem undogmatischen, anti-formalistischen Gestaltungsansatz seiner Zeit weit voraus. Mehr und mehr gilt Franks Architekturverständnis, das Gebrauchszweck und Komfort über formale Vorgaben stellte, als richtungsweisend. Breitgefächert ist sein Werken und Wirken. Die MAK-Schau unter dem spannenden wie vielsagenden Titel „JOSEF FRANK: Against Design“ gibt nun ab 16. Dezember einen umfassenden Überblick über das vielschichtige OEuvre des zu den bedeutendsten österreichischen Architekten und Entwerfer der Moderne zählenden Grandseigneurs.

 

Sein Werk ist breit gefächert, darunter dieser Sekretär von 1910 (Hersteller: Franz Krejci, Wien). © MAK/Georg Mayer

Sein Werk ist breit gefächert, darunter dieser Sekretär von 1910 (Hersteller: Franz Krejci, Wien). © MAK/Georg Mayer

Architekt & Designer

Denn die MAK-Personale taucht in Franks komplexe gedankliche und schöpferische Strategien ein, die heute wieder von großer Aktualität sind. Der Ausstellungstitel „Against Design“ bringt eine undogmatische Haltung auf den Punkt: Frank, der sich als Architekt mit allen Themen des Bauens und Wohnens auseinandersetzte, war auch als „Designer“ hochproduktiv und entwarf eine Fülle von Möbeln und Textilien.
Innerhalb der internationalen Avantgarde nahm er allerdings eine äußerst kritische Position ein. Er sprach sich klar gegen die Idee des Gesamtkunstwerks, standardisierte Garnituren und innovative Formen um ihrer selbst willen aus.

Josef Frank, Modell A 63. 1929 (Hersteller: Thonet-Mundus AG). © MAK/Georg Mayer

Josef Frank, Modell A 63. 1929 (Hersteller: Thonet-Mundus AG). © MAK/Georg Mayer

Weder den individuell-künstlerischen Ansätzen der Wiener Werkstätte noch der funktional maschinellen Produktion – etwa im Gefolge des Bauhauses – konnte er viel abgewinnen. Frank bemühte sich um eine sozial und kulturkritisch motivierte Zweckdienlichkeit, um Wohlbefinden, Wohnlichkeit und stilistische Vielfältigkeit.

 

Breiter Bogen

Trotz Josef Franks Relevanz als prägender Gestalter der Moderne ist sein Werk bis heute wenig bekannt. Dabei sind seine Spuren mannigfaltig und reichen von Baden in Wien, wo er 1885 geboren wurde, und Wien, wo er Architektur an der k. k. Technischen Hochschule studierte, über Schweden, wohin er 1933 emigrierte und 1939 die Staatsbürgerschaft annahm sowie dort dem Möbel- und Einrichtungshaus Svenskt Tenn als wichtigster Designer eng verbunden war, bis in die USA, wo er von 1942 bis 1946 lebte und an der renommierten New School of Social Research in New York unterrichtete.

Josef Frank, Sofa, Stoffbezug Brazil, 1930er Jahre. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Josef Frank, Sofa, Stoffbezug Brazil, 1930er Jahre. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Prägte Frank, der 1967 in Stockholm verstarb, nicht zuletzt mit seinen vielfach noch heute produzierten Entwürfen für Svenskt Tenn, das schwedische Design der Nachkriegszeit, ist sein Werk und wirken vielfältig. Ebenso wie der Bogen, den die von Architekt Hermann Czech und Sebastian Hackenschmidt, Kustode MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten, kuratierte Ausstellung JOSEF FRANK: Against Design spannt – von der Entwicklung von Franks architektonischem Werk über seine Interieurs und Möbelentwürfe bis hin zu seinen theoretischen Positionen.

 

Josef Frank, Haus Beer, Wenzgasse, Wien, 1929–1931. © Stefan Oláh

Josef Frank, Haus Beer, Wenzgasse, Wien, 1929–1931. © Stefan Oláh

Prominentes wie breites Spektrum

Spannend ist das Bild, das sich dabei zeigt: So engagierte sich Frank als Architekt schon früh für den sozialen Wohnbau und die Errichtung von Arbeitersiedlungen, seine Bauten reichen von Einfamilienhäusern mit Garten über Villen bis hin zum sozialen Wohnbau und umfassen bekannte Gebäude wie das Haus Beer oder die berühmte Wiener Werkbundsiedlung im 13. Bezirk, die unter seiner Leitung errichtet wurde. Etwa 70 Wohnungseinrichtungen von Josef Frank sind bekannt, wobei er als Gestalter von Innenräumen einen pragmatischen Designansatz verfolgte und für eine normale, aber keinesfalls normative Architektur und Gestaltung plädierte. Bereits Vorhandenes sollte dabei ganz selbstverständlich berücksichtigt und intuitiv für den Gebrauch weiterentwickelt werden. Die Wohnung verstand er nicht als Designobjekt, sondern als Wohnraum, der nicht unbedingt repräsentativ oder innovativ sein musste.

 

Josef Frank, Haus Beer, Wenzgasse, Wien, 1929–1931. © Stefan Oláh

Josef Frank, Haus Beer, Wenzgasse, Wien, 1929–1931. © Stefan Oláh

Spannende Highlights

Erweist sich dies als etwas anderer Weg, ist es dem MAK anlässlich der Ausstellung gelungen, fast den gesamten noch existierenden Bestand aus Josef Franks erstem Interieur – der 1910 entstandenen Wohnung Tedesko in Wien – zu erwerben, die diesen charakteristischen, undogmatischen Stil bereits erkennen lässt. Neben seinem architektonischen Schaffen entwarf Josef für sein Wiener Einrichtungsunternehmen Haus & Garten, das er 1925 mit Oskar Wlach gründete, und später für das schwedische Möbel- und Einrichtungshaus Svenskt Tenn zudem weit über 1 000 Einzelmöbel und rund 200 Stoffmuster, von denen viele bis heute fortlaufend produziert werden, wie auch aktuell im Pop-Up-Store von Svensk Tenn Wien zu sehen ist.

 

Josef Frank, Teheran. 1943–1945. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Josef Frank, Teheran. 1943–1945. © Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Weitreichende Impulse

Es ging Frank aber nicht einfach darum, neue Formen in die Welt zu setzen, vielmehr war ihm vor allem das komplexe Zusammenspiel moderner und historischer Ansätze abseits von herrschenden „Designdiskursen“ wichtig. Als Theoretiker forderte Frank ein, auch Kitsch, Trivialität und Alltagskultur zuzulassen, was ihn als Vorläufer von Architekten wie Robert Venturi oder Rem Koolhaas und als pragmatischen Gegenpol zu den formalistischen Ansätzen des Internationalen Stils erscheinen lässt. In Franks Idee der „Wohlfühl-Wohnung“ waren auch die Spuren des Erlebten wesentliche, willkommene Komponenten der individuellen Einrichtung.

 

Anders gedacht

Als Gestalter ebenso wie als Architekt vertrat Frank eine kulturkritisch orientierte, bürgerliche Zweckdienlichkeit, er prägte den Begriff des Akzidentismus und regte dazu an, die Umgebung so zu gestalten, als wäre sie durch Zufall entstanden. Als Pionier einer aufklärerisch verstandenen Postmoderne trat er vehement für das Normale und Natürliche, das Sachliche und Spontane ein, das für ihn einen zwar unspektakulären, aber durchaus überzeugenden, von der Qualität des Zufalls geprägten Gestaltungsansatz darstellte.

 

Facettenreicher Ein- und Überblick

Franks Werkgruppen – Möbel, Zeichnungen, Pläne und Textilien – werden in Against Design weitgehend im Original gezeigt und durch zeitgenössische Fotografien und Architekturmodelle ergänzt. Die Vergleiche zu anderen ArchitektInnen werden vor allem durch Reproduktionen visualisiert. Im Zusammenhang mit Franks Weiterentwicklung des Loos’schen Raumplans – Das Haus als Weg und Platz ist der Titel einer Schrift Franks – wird in der MAK-Ausstellungshalle eine Empore installiert, die eine dreidimensionale Erfahrung und den Blick von oben erlaubt.

 

www.MAK.at

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