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„Gastgeben ist ebenso ein Handwerk“

Was hat „Home away from Home“-Feeling mit Handwerk zu tun? Vieles, wie die Werkraumschau „Gastgeben – Räume für das Willkommensein“ zeigt.

Weg von daheim und trotzdem zu Hause sein – dieses Gefühl ist ein ganz spezielles. Wie spüren wir, dass wir Gast sind? Gelebte Gastlichkeit sorgt für den Wohlfühlfaktor, einen Ort gastlich machen in erster Linie die Menschen und ihre Zugewandtheit, ihr Gespür und ihre Bereitschaft, andere zu umsorgen – und auch durch Objekte, die mit der Absicht gestaltet wurden, für Benutzer einladend, klar, formschön und komfortabel zu sein, sowie durch Räume, in denen Gastgeber und Objekte eine Atmosphäre schaffen, die den Besucher willkommen sein lässt. Wie dies möglich ist, zeigt die aktuelle Werkraumschau „Gastgeben – Räume für das Willkommensein“ des Werkraum Bregenzerwald – und die Handwerker als GastgeberInnen.

Home away from Home: Die Werkraumschau „Gastgeben – Räume für das Willkommensein“ widmet sich der Gastlichkeit und Handwerkern als Gastgebern. © Roswitha Schneider


„Der Bregenzerwald ist bekannt für seine hohe Kunst der Gastlichkeit, dazu gehören die Menschen, die regionale Küche und die auf Qualität bedachte Wohn- und Baukultur. Gastgeben ist ebenso ein Handwerk und gehört zum immateriellen Kulturerbe der Region“, so Thomas Geisler, der scheidende Geschäftsführer des Werkraum Bregenzerwald, der diese von 22. Juni 2019 bis 11. Jänner 2020 laufende Werkraumschau noch mitentwickelt hat. Diese zeigt eine Vielfalt an Objekten des Gastgebens aus den Mitgliedsbetrieben des Werkraum Bregenzerwald, die in in verschiedenen Themen und Räumen zusammengefasst werden.

Ein Erlebnis für sich

Viel Feeling: Der Besuch im Werkraumhaus wird zu einem besonderen Hotelerlebnis. © Roswitha Schneider

Die von Isabella Natter-Spets (Funka) entwickelte Ausstellung macht das Gastgeben und Gastsein unmittelbar erlebbar, präsentiert die vielfältigen Interpretationen des Gastgebens durch die Handwerksbetriebe des Werkraum Bregenzerwald in zehn Themenräumen, die von verschiedenen Mitgliedsbetrieben ausgestaltet wurden und spannt dabei den Bogen vom gewitzten Vorzimmer, einem mystisch wirkenden Badezimmer, einer werkstattartigen Küche und einem urbanen Salon bis zum Musikzimmer und zur mondänen Lobby. Insgesamt kann man die aktuelle Werkraumschau auch als gemeinschaftlichen Versuch verstehen, den Besuch im Werkraumhaus zu einem besonderen Hotelerlebnis zu machen.

„Gastgeben ist ebenso ein Handwerk“ – Thomas Geisler

Die Ideen und Objekte in der Ausstellung reflektieren dabei ein Netzwerk, das im Bregenzerwald zwischen einer großen Zahl an guten, gestaltungsaffinen Handwerksbetrieben und anspruchsvollen Hotels als deren Auftraggeber entstanden ist. Die Gäste der Bregenzerwälder Gasthäuser und Hotels zeigen sich oft beeindruckt von der hohen gestalterischen und handwerklichen Qualität des regionalen Handwerks und schätzen die spezielle, eigenständige Atmosphäre der gastlichen Räume. Basis dafür ist ein intensiver Austausch zwischen Gastgebern und HandwerkerInnen und das Wissen um die Herausforderungen, die handwerkliche Fertigung, natürliche Materialien, Intensivnutzung, Kosteneffizienz und Pflege von gastlichen Räumen mit sich bringen.


Vielfältig: Die vielfältigen Interpretationen des Gastgebens durch die Handwerksbetriebe des Werkraum Bregenzerwald werden in zehn Themenräumen präsentiert. © Roswitha Schneider


Wichtiger Teil des Netzwerks von Handwerk und Gastgeberkultur sind die neun Partnerhotels des Werkraum Bregenzerwald. Das Biohotel Schwanen in Bizau, das Genießer- & Romantikhotel Das Schiff in Hittisau, das Hotel Bären in Mellau, das Hotel Gasthof Hirschen in Schwarzenberg, das Hotel Gasthof Krone in Hittisau, das Hotel Krone in Au, das Hotel Post Bezau by Susanne Kaufmann, das Hotel Rössle/Adler in Au und das Schtûbat in Andelsbuch standen bei der Entwicklung der Werkraumschau den Gestaltern und Handwerkern der Ausstellungsräume mit ihren Inputs zur Verfügung und finden sich mit thematischen Bildern und Tonaufnahmen in der Ausstellung, in denen die Gastgeber im Dialog mit Werkraum-Mitgliedern über ihren Zugang zum Gastgeben und Handwerk erzählen.


„Den Ausstellungstitel verstehen wir als Auftrag an die Ausstellung und das Werkraumhaus, tatsächlich als gastlicher Ort zu funktionieren.“ – Isabella Natter-Spets

„Den Ausstellungstitel verstehen wir“, so Isabella Natter-Spets, „als Auftrag an die Ausstellung und das Werkraumhaus, tatsächlich als gastlicher Ort zu funktionieren.“ Das verlangte nach einer Ausstellungsarchitektur, die den Zumthor-Bau mit seiner Idee der gläsernen Vitrine, räumlich stärker gliedert, um die speziellen, unterschiedlichen Raumatmosphären schaffen zu können. Dazu haben Anja Innauer und Nora Heinzle (NONA Architektinnen) zwei zentral platzierte Rundräume entworfen, über die sich alle weiteren Räume der Ausstellung erschließen. Hinter jeder Rundraumtür erschließt sich den Ausstellungsbesuchern ein anderer Wahrnehmungsraum. Orientierung bietet das von Super BfG (Büro für Gestaltung) entworfene Leitsystem und die Ausstellungsgrafik, die auch einen Wegweiser zu den Handwerksbetrieben im Bregenzerwald beinhaltet.

Willkommen im Bregenzerwald: Die Schau zeigt Gastlichkeit und Gastgebertum aus neuer Perspektive. © Roswitha Schneider

Hinter jeder Rundraumtür erschließt sich den Ausstellungsbesuchern ein anderer Wahrnehmungsraum. Orientierung bietet das von Super BfG (Büro für Gestaltung) entworfene Leitsystem und die Ausstellungsgrafik, die auch einen Wegweiser zu den Handwerksbetrieben im Bregenzerwald beinhaltet.

„Wir haben uns außerdem überlegt, dass BesucherInnen die Möglichkeit bekommen sollten, mit der bezahlten Eintrittskarte die Werkraumschau öfters besuchen und erkunden zu können, frei nach dem Motto: einmal bezahlen, immer Gast sein.“ – Miriam Kathrein

Gutes Gastgebertum wird auch im Ausstellungsbereich der „Lobby“ sichtbar, in der Kaffee und Getränke serviert werden und die auch unabhängig von einem Ausstellungsbesuch zum Gastsein einlädt.

Die Ausstellungsbesucher sind in allen Räumen eingeladen, nicht nur zu schauen, sondern Platz zu nehmen, Zeit in den Räumen zu verbringen, die Möbel und Objekte zu benutzen, sich zu unterhalten, in den bereitgestellten Büchern zu blättern, den als Audioguide bereitgestellten Gesprächen zwischen HandwerkerInnen und GastgeberInnen zu lauschen und die Raumatmosphären auf sich wirken zu lassen – Gast zu sein.

Eintreten und zuhause sein – dieses Gefühl vermitteln Handwerk(er) und Ausstellung. © Roswitha Schneider

„Wir haben uns außerdem überlegt, dass BesucherInnen die Möglichkeit bekommen sollten, mit der bezahlten Eintrittskarte die Werkraumschau öfters besuchen und erkunden zu können, frei nach dem Motto: einmal bezahlen, immer Gast sein.“, so Miriam Kathrein, neue Geschäftsführerin Werkraum Bregenzerwald.

Von Ankommen bis Ruhen

Die zehn Räume der Ausstellung sind Themen des privaten sowie des professionellen Gastgebens – denn die Grenzen verschwimmen ohnehin immer mehr.
Wer als Privatperson Gastgeber ist, versucht das so gekonnt und professionell wie möglich zu tun, wer hingegen als professioneller Gastgeber – etwa als Gastronom oder Hotel-Chef – tätig ist, bemüht sich um eine private, ungezwungene Atmosphäre.
Die Ausstellung bietet eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Funktionen guter Gastgeberschaft – etwa mit dem Ankommen, Orientieren und Informieren, Sehen und Gesehen werden, Spielen, Musizieren, Spontan sein, Zubereiten, Genießen, gemeinsam Zeit verbringen, Austauschen, sich Pflegen, Rückzugsmöglichkeit anbieten und dem Ruhen.

Breiter Bogen: Von der mondänen Lobby über das gewitzte Vorzimmer, ein mystisch wirkendes Badezimmer, einer werkstattartigen Küche und einem urbanen Salon bis zum Musikzimmer – und zurück – reichen Ausstellung und moderne Gastlichkeit à la Werkraum Bregenzerwald. © Roswitha Schneider


In der „Lobby“ herrscht ein Kommen und Gehen, man will sehen und gesehen werden oder orientiert sich – Gestaltung Lucia Schedler, Rainer Mode mit Tradition; Michael Pircher, Oberhauser & Schedler Bau. Im „Vorzimmer“ kommt man an, findet sich ein und begrüßt man sich – Gestaltung Wolfgang Lässer, Tischlerei Wolfgang Lässer; Lukas Feuerstein, Tischlerei Feuerstein; Karlheinz Gasser, Kaufmann Zimmerei & Tischlerei. In der „Küche“ wird vor- und zubereitet, da wird gekocht und probiert – Gestaltung Martin Bereuter, Tischlerei Bereuter. Im „Esszimmer“ wird aufgetischt und gefeiert oder sich zu Tisch ausgetauscht – Gestaltung Markus Faißt, Holzwerkstatt Markus Faißt; Heidi Maurer, Blumenbinderin Heidi Maurer; Wolfgang Schmidinger, Schmidinger Möbelbau. Im „Salon“ will man unterhalten werden, gemeinsam Zeit verbringen und genießen – Gestaltung Michael Fetz, Fetz Malerei; Wolfgang Meusburger, Tischlerei Wolfgang Meusburger; Valentin Winder, Tischlerei Valentin Winder. Im „Musikzimmer“ wird geübt, musiziert und konzertiert – Gestaltung Simon Hofer. Das „Extrazimmer“ ist ein zusätzliches Platzangebot oder Ort für spontane Nutzung – Gestaltung Barbara Kremm, Tischlerei Mohr. Im „Spa“ steht die Pflege und das Verwöhnen an oberster Stelle – Gestaltung Jodok Felder, Felder Metall. Das „Schlafzimmer“ lädt zum Rasten, Ruhen und Träumen ein – Gestaltung Andrea Mohr, Mohr Polster. Das „Spielzimmer“ ist einfach zum Spielen und kreativ sein da.

Vielfältige Highlights

Ein vielfältiges Rahmenprogramm bietet neben Ausstellungsführungen mit Mitgliedsbetrieben und Hotelpartnern, auch das raumspezifische Veranstaltungsformat „Raumerleben“ – etwa einen Koch-Abend, ein Popup-Hotelschneider-Service, ein Picknick im Gemüsegarten, einen Abend mit Tipps & Tricks vom Barkeeper, oder eine Kochbuch-Präsentation.

Spannend: Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Highlights für Groß und Klein begleitet die noch bis Jänner 2020 laufende Werkraumschau. © Roswitha Schneider

Den Auftakt machen die dialogischen Rundgänge mit einem Mitglied des Werkraum Bregenzerwald und einem Gastgeber der Partnerhotels, die neben Informationen zu den Räumen und Objekten auch Einblick in die Anforderungen geben, die sich aus dem Gastgeben ergeben, darüber welche Qualitäten das Handwerk zur Gastlichkeit beitragen kann und auch darüber was den Dialogpartner in ihrem Tun als Handwerker beziehungsweise Gastgeber wichtig ist.
Ein Highlight sind die Veranstaltungspunkte „Firobat! Auf ein Glas und eine Geschichte.“, die jeden zweiten Freitag im Monat von September bis Dezember stattfinden und bei denen die Gastgeber der Hotelpartnerauf ein „Firobat-Achtele“ ihres Lieblingsweins einladen sowie eine Geschichte aus ihrem Berufsleben mitbringen.
Für Kinder gibt es Workshops, in denen das Gastgeben für ganz besondere Gäste spielerisch erprobt wird, sowie ein Suchspiel das in alle Ausstellungsräume führt.
Darüber hinaus zeigen Schüler der Gastgeberschule für Tourismusbetriebe GASCHT, die schon beim Eröffnungsabend im Service mit eingebunden fahren und auch die eine oder andere Veranstaltung des Rahmenprogramms bereichern, eine Fotoinstallation mit Bildern von Hotelbereichen „hinter den Kulissen“ aus ihren Berufspraktika und bieten damit eine weitere Perspektive auf das Hotel als Ort des Gastgebens.

www.werkraum.at

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