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„Ich liebe die Vielfalt“

Als Designer mit Leib und Seele beschreibt sich Marco Dessí. Klar und ausdrucksstark sind seine Entwürfe für namhafte Labels, sein Stil hat Methode und das Design entspringt nicht nur einer Quelle. „Ich mag die Achterbahnfahrt“, so Dessí und freut sich auf die Premiere seiner neuesten Kreationen.

Von Sylvia Pilar

Mit „Heavy Metal“ hast du zuletzt aufhorchen lassen. Dahinter steckt mehr als eine Installation.

Marco Dessí, Designer mit Leib und Seele. © Leonhard Hilzensauer

Marco Dessí: Fast zehn Jahre nach meiner ersten Teilnahme wollte ich auf der VIENNA DESIGN WEEK 2019 persönlichere Einblicke geben. Ich habe Stücke vorgestellt, die mir am Herzen liegen, nur in kleinen Stückzahlen produziert werden, deren Vertrieb ich selbst übernehme und mit denen ich mich vor allem an die Wiener Architekten Interiordesigner und allgemein an Designinteressierten richte. Mit meiner Präsentation wollte ich die Chance nutzen, sie diese Produkte erleben zu lassen, und sie als Kick off-Event für meine „Atelier Editionen“ genutzt.

Wie viele dieser persönlichen Sondereditionen gestaltest du?

Dessí: Mein Fokus und meine Leidenschaft liegen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen. Mich motiviert das und es ist ein Entscheidungsparameter, den ich mag und in dem ich mich wohlfühle. Firmen kommen auf mich zu, bringen ihre Geschichte und Motivation mit, auch mehr oder weniger eine Vorstellung eines Produktes, ohne genau zu wissen, wie es formal aussehen soll.

„Meine Entwürfe sind immer modern, aber nie zu avantgardistisch und abgehoben, und sprechen eine einheitliche Designsprache, obwohl sie so unterschiedlich sind.“



Traditionsunternehmen arbeiten gerne mit mir, weil ich es verstehe, Tradition unbemüht und zeitgeistig wirken zu lassen. Diese kleinen Editionen sind eher ein Nebenprodukt meiner Projekte für namhafte Hersteller.

Ganz persönlich: Dessí zeigt mit „Atelier Editionen“ besondere Stücke – wie den Stuhl „Dakar“. © Studio Marco Dessí/Foto Leonhard Hilzensauer

Von der ersten Idee bis zum finalen Produkt entstehen ja unzählige Ideen, Modelle und Entwürfe, viele Produkte finden nie ihren Weg auf den Markt und bleiben ein Prototyp. Manche Ideen sind aber zu schön, gut und ausgereift, um sie in der Schublade schlummern zu lassen. Das Ziel ist es, die Produktion dieser Stücke neben meiner Tätigkeit für die Firmen laufen zu lassen.

Wie würdest du dein Design beschreiben? Wofür stehst du?

Dessí: Ich stehe für Vielfältigkeit. In meinem Portfolio habe ich unterschiedlichste Themen bearbeitet, die für einen Produktdesigner schlussendlich klassisch sind. Von Stühlen bis Polstermöbel habe ich verschiedene Produkte entworfen und gestaltet, auch experimentellere Entwürfe, die in Serienproduktion gegangen sind.

Stark: The Knight von Lobymeyr und Marco Dessí. © Lobmeyr/Foto Studio Marco Dessí

Ein Beispiel sind die Luster mit und für Lobmeyr die modern wirken, obwohl sie mit einem traditionsreichen Unternehmen entwickelt worden sind. Ich scheue keine Herausforderung, auch nicht die Arbeit mit neuen Materialien, kann mich in Unternehmen und deren Wünsche hineindecken und mische sie mit zeitgemäßem Design.
Meine Entwürfe sind immer modern, aber nie zu avantgardistisch und abgehoben, und sprechen eine einheitliche Designsprache, obwohl sie so unterschiedlich sind. Der rote Faden hat sich aus wohl aus einer gewissen Arbeitsmethodik heraus entwickelt, aber nichts mit einem formalen Stil zu tun. Meine Entwürfe haben eine Tiefe, und obwohl sie für verschiedene Hersteller entstanden sind sind sie alle sehr persönlich.

Wie gehst du an neue Entwürfe heran?

Dessí: Ich arbeite sehr eng mit den Unternehmen zusammen.

Lässig: Die schwebend-höhenverstellbare Leuchte „Lift“. © Matthias Aschauer

Am Anfang steht immer eine experimentellere Phase, die sehr intuitiv und emotional ist, in der ich nicht viel Zeit damit verliere, das Was, Wie und Warum zu analysieren. Sie gleicht einem Brainstorming, ich sammle all diese Informationen und Materialien, werte sie erst aus und erkenne dann das Kernelement, um das das Projekt dann rotiert wird. Das ist je nach Input unterschiedlich. Ich mag diese Achterbahnfahrt, die in diesen Projekten steckt, und habe die Geduld, bis der zündende Moment kommt. Das kann auch bedeuten, einen guten Entwurf wieder zu verwerfen, neu zu beginnen und nach dem gewissen Etwas zu suchen.

„Meine Entwürfe haben eine Tiefe, und obwohl sie für verschiedene Hersteller entstanden sind sind sie alle sehr persönlich.“



Dabei sehe ich mein Designstudio schon immer mit einer gewissen Autorenschaft. Jedes Produkt ist immer eine Studio Marco Dessí-Interpretation des Briefings und gemeinsam mit Unternehmen lote ich gerne die Möglichkeiten und Grenzen aus.

Ein Balanceakt?

Vorhang auf: Der neue Polsterstuhl 520 von Thonet, designed von Marco Dessí, wird auf der imm cologne 2020 gelauncht. © Thonet

Dessí: Manchmal kann man sich mehr, manchmal weniger austoben. Wir suchen uns die Freiräume. Kreativität entsteht meistens wenn es schwierig ist, weil man gezwungen wird, nach der besten Lösung zu suchen. Das ist nicht immer lustig, aber sehr anspornend.

„Kreativität entsteht meistens wenn es schwierig ist, weil man gezwungen wird, nach der besten Lösung zu suchen.“



Welche Projekte stehen denn in den Startlöchern?

Dessí: Anfang des Jahres 2020 werden gleich zwei neue Projekte präsentiert. Auf der imm cologne im Jänner wird die Firma Thonet einen von mir gestalteten Stuhl vorstellen. Es ist ein Polsterstuhl, ein richtiger Thonet, die Herausforderung war, Thonet zeitgenössisch und unverkennbar zu positionieren, ich hoffe, dass es uns mit dem neuen Stuhl gelingen wird, aber wir sind sehr zufrieden mit dem Entwurf.


Die zweite Neuheit ist auch ein Polsterstuhl für den französischen Hersteller La Manufacture, ein Brand das 2020 in Paris neu gelauncht wird.

Entwirfst du eigentlich auch schon mal so ins Blaue hinein?

Dessí: Ich habe viele Ideen, die ich bis zu einem gewissen Punkt verfolge, aber nicht immer komplett ausarbeite. Es verbleibt bei ersten Skizzen, Gerüsten, Themen, die ich spannend finde. Sie bilden meistens den Fundus für neue Projekte. Die Designaufgabe liegt dann oft darin, diese Elemente, die oft unterschiedlicher nicht sein könnten, zu verbinden.

Hast du trotz aller Produktvielfalt einen Lieblingsbereich?

Dessí: Ich entwerfe gerne Produkte, die mit einer gewissen Wohnkultur in Verbindung stehen. Aktuell sieht es so aus, als würde mich meine Polstermöbelkompetenz auszeichnen. Ein konkretes Lieblingsstück habe ich aber nicht. Viele schwören auf Spezialisierung, ich liebe die Vielfalt.

www.marcodessi.com

Zu Marco Dessí
Marco Dessí ist Designer mit Leib und Seele. So beschreibt er sich selbst – und „vom Zahntechniker zum Designstar“ die Karriere des in Meran, Südtirol, geborenen Designers, der in Wien seine Passion und Profession entdeckt und kreative Wurzeln geschlagen hat. Nach seiner Lehre zum Zahntechniker absolvierte er erfolgreich die „Angewandte“ in Wien, fing unter Bořek Šípek und Paolo Piva Feuer für Industrial Design und gründete sein eigenes Designstudio. Der in Wien ansässige Designer mit italienischen Wurzeln reüssiert mit seinem Design und Studio Marco Dessí national wie international und zählt zahlreiche namhafte Hersteller zu seinen Kunden.

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